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Innsbruck - Das Lkw-Nachtfahrverbot auf der A12 im Unterinntalist ist für Tirols Landeshauptmann Wendelin Weingartner nur ein "erster Schritt" beim Aufbau eines "neuen Regelwerks um die Schadstoffbelastung einzuschränken". Ein sektorales Fahrverbot mit dem Schrott, Müll, etc. von der Straße verbannt werden, müsste aus Weingartners Sicht folgen. Grundlage für das "neu zu beziehende Haus" mit dem Weingartner mittelfristig das zahnlose Auslaufmodell Transitvertrag ersetzen will, ist das auf einer EU-Richtlinie beruhende Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L). 1999 wurde an drei Tagen in Vomp der Grenzwert für den Halbstundenwert überschritten, heuer voraussichtlich der wesentlich schwerer wiegende Jahresmittelwert von 56 Mikrogramm NO²/m³ Luft. Bis 2010 sieht die EU-Richtlinie dessen schrittweise Absenkung auf 40 Mikrogramm vor. Jürg Thudium vom Schweizer Öko-Science-Institut, der im Auftrag des Landes Tirol die Situation entlang der Autobahn untersucht hat, betont, dass wie in allen Alpentälern ein Fahrzeug durchschnittlich drei mal so viele Immissionen hinterlässt, wie im Flachland. Dramatische Unterschiede gibt es zwischen Sommer und Winter bzw. Tag und Nacht, die mit der (fehlenden) Sonneneinstrahlung bzw. den winterlichen Inversionswetterlagen zusammenhängen. Während an einem Sommernachmittag in einem 200 Meter von der Autobahn entfernten Wohngebiet in Hall die Schadstoffbelastung nur noch ein Zehntel des unmittelbar an der A12 gemessenen Wertes beträgt, verursacht der gleiche Emittent in Winternächten am gleichen Ort eine bis zu fünfzigfach höhere Schadstoffkonzentration. Die derzeit in Begutachtung befindliche Verordnung mit einem Nachtfahrverbot, das sich vom 1. Oktober bis 31. März zwischen 22 Uhr und fünf Uhr früh erstreckt, betrachtet Thudium nur als "Schritt in die richtige Richtung". Er sieht u.a. die Notwendigkeit, zehn Prozent des gesamten derzeitigen Lkw-Aufkommens von der A12 zu verbannen. Weingartner bestätigt, dass die Beschränkung aufgrund der geringen nächtlichen Frequenz und zahlreicher Ausnahmebestimmungen nur 300 bis 500 Laster betreffen wird. Er verteidigt den vorsichtigen Schritt gegenüber den Grünen damit, dass juristisches Neuland betreten werde. Zur Kritik der Tiroler Wirtschaft meinte Weingartner, dass ihn das IG-L verpflichte, dafür zu sorgen, dass Grenzwertüberschreitungen "nachhaltig nicht mehr eintreten." Sektoralen Fahrverbote hielte Weingartner für "fachlich besser" und auch in der EU-Richtlinie gedeckt. (hs/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. August 2002)