Wien - Die von der Regierung für Anfang 2003 angepeilte Steuerreform wird immer unsicherer. Während FPÖ-Generalsekretär Karl Schweitzer ein Inkrafttreten der ersten Etappe der Steuerreform mit Jänner 2003 weiterhin für möglich hält, will Steiermarks Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (V) "lieber länger warten", wobei sie durchblicken lässt, die Reform überhaupt bleiben zu lassen. Innerhalb der Opposition sind die Meinungen diametral entgegen gesetzt. SPÖ-Budgetsprecher Rudolf Edlinger bezeichnet die Steuerreform "jetzt wichtiger denn je", dagegen meint die stellvertretende Grünen-Chefin Eva Glawischnig, dass eine Steuerreform "unverantwortlich" sei.Schweitzer: "Wirtschaftslage wird schlecht geredet" Schweitzer kritisierte, dass die Wirtschaftslage derzeit "schlecht geredet" werde. Er wies darauf hin, dass auch nach Expertenansicht eine Steuerreform zu einem Konjunkturaufschwung führen könnte. So könne es Impulse durch eine Kaufkrafterhöhung bei einer Entlastung der kleinen und mittleren Einkommen geben. Steuererhöhungen schloss Schweitzer aus. Österreich habe ein Nulldefizit, eine im europäischen Vergleich sehr niedrige Arbeitslosigkeit und den höchsten Beschäftigtenstand. Dies sei das Verdienst der Regierung. Klasnic: "Sehr schwierig" Klasnic meinte, es werde "sehr schwierig sein, unter all diesen Vorzeichen, die wir haben, in der Gesamtentwicklung eine spürbare Steuerreform zu Stande zu bringen. Momentan sehe ich diese Steuerreform nicht, außer dass sie angekündigt ist". Es wäre "ehrlicher, damit noch zuzuwarten, weil es uns die Menschen ohnehin nicht abnehmen, wenn wir vor den Wahlen ganz kurzfristig etwas einsetzen, das man dann unter Umständen unter neuen Schwierigkeiten wieder kompensieren muss". Edlinger wirft ÖVP gebrochene Versprechen vor Edlinger wiederum wirft der ÖVP vor, mit einem Verschieben der ursprünglich für Anfang 2003 geplanten Steuerreform ihr Versprechen gegenüber den Bürgern nicht zu halten. Außerdem sieht sich Edlinger darin bestätigt, dass das SPÖ-Konzept einer Steuerreform das richtige sei, weil es die Ankurbelung von Investitionen enthalte. Der Regierung hielt der ehemalige Finanzminister vor, mit hausgemachten Fehlern zahlreiche Missstände verschuldet zu haben. Glawischnig: "Nicht auf Steuerzuckerl reduzieren Glawischnig meinte, eine Steuerreform, die längerfristig etwas bewirken solle, dürfe sich nicht auf Steuerzuckerln reduzieren. "Je größer Steuerzuckerl vor der Wahl sind, umso größer ist zwangsläufig das Sparpaket nach der Wahl". Sie tritt dafür ein, die Krankenversicherungsbeiträge für kleine und mittlere Einkommen zu senken und dafür die Höchstbeitragsgrundlage in diesem Bereich aufzuheben. Haider für Aufgabe des Nulldefizits Der frühere FPÖ-Chef und Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider würde für eine Steuerreform und eine Belebung der Wirtschaft eine staatliche Neuverschuldung in Kauf nehmen. In wirtschaftlich schwierigeren Zeiten müsse der Staat tätig werden, so Haider am Mittwoch in der "ZiB 1". "Besser ist es, man belebt die Wirtschaft und schafft Arbeitsplätze als man hat die Leute herumsitzen und freut sich über das Nulldefizit." Haider weiter: "Und dann kann man nicht einfach sagen, wir sind die Obersanierer der Nation und wie es den Leuten geht, das ist uns im prinzip wurscht." Zur Finanzierung der für kommendes Jahr geplanten Steuerreform meinte Haider, diese solle teils durch eine Neuverschuldung, teils durch Strukturreformen finanziert werden. Haider sieht neue Schulden bis zu 1,5 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts als tragbar an.(APA)