Sorgt mit Vorschlägen zur Arbeitsmarktreform für Aufsehen: Peter Hartz

Grafik: DerStandard
Auf ihm ruhen die Hoffnungen des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder: VW-Personalchef Peter Hartz ist Schröders Wunderwuzzi, der mit seinen Vorschlägen der SPD zum Wahlsieg verhelfen soll. Er ist das personifizierte, viel zitierte "Kaninchen", das die Sozialdemokraten in der Endphase des Wahlkampfes aus dem Hut zaubern wollten. Bis vor wenigen Wochen war der Name Peter Hartz einer breiten Öffentlichkeit noch völlig unbekannt. Jetzt vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über seine Vorschläge zur Reform des Arbeitsmarktes, die eine Kommission unter seiner Leitung ausarbeitet, diskutiert wird. In der Tat sind die Vorstöße, die Hartz bisher vor der Veröffentlichung des Gesamtkonzeptes am 16. August offenbart hat, zum Teil revolutionär. Der jüngste Vorschlag ist eine Anleihe, mit deren Hilfe vom Kapitalmarkt 150 Mrd. Euro zur Schaffung von einer Million Arbeitsplätzen beschafft werden sollen. Sein Konzept setzt auf Anreize für eine schnellere Vermittlung, die Neugestaltung sozialer Leistungen, eine Ausweitung der Leiharbeit und mehr Billigjobs. "Vorsichtig kalkuliert" könne die Arbeitslosigkeit in drei Jahren auf zwei Millionen halbiert werden, verkündete Hartz. Immer wieder überraschte der Personalchef bei VW mit kreativen Arbeitsmodellen. 1994 rettete er mit der Einführung der Viertagewoche bei VW 30.000 Arbeitsplätze. Er erfand den Begriff der "atmenden Fabrik" und zahlreiche neue Tarifmodelle. Vergangenes Jahr brachte ihm das Modell "5000 mal 5000" (Einstellung von 5000 Arbeitslosen für 5000 DM monatlich brutto) Anerkennung ein. In Gewerkschaftskreisen wohlgelitten Selbst in Gewerkschaftskreisen ist der bescheiden auftretende weißhaarige Saarländer, der auf dem zweiten Bildungsweg Matura machte und Betriebswirtschaft studierte, wohlgelitten. Sein Bruder Kurt arbeitete bei der IG Metall im Saarland. Der Sohn eines Hüttenarbeiters genießt den Ruf eines "freundlichen Revolutionärs". Der frühere VW-Vorstandsvorsitzende Ferdinand Piëch, der Hartz 1993 aus der Stahlbranche zum Autoproduzenten lockte, lobte ihn mehrfach als "unseren besten Mann". Das SPD-Mitglied Hartz war 1998 als Arbeitsminister im Gespräch. Doch er winkte ab: Bei VW werde er noch gebraucht. Und ob er in der Politik so viel bewegen könne wie in der Wirtschaft, das bezweifelte er, begründete Hartz seine Absage. Im Falle eines SPD-Wahlsieges im September wird Hartz nun als Superminister für Arbeit und Wirtschaft gehandelt. Der verheiratete Vater eines Sohnes und passionierte Reiter bestreitet weiterhin politische Ambitionen. Der 61-Jährige verweist darauf, dass er lieber eine andere Vision verwirklichen wolle: Alle Saarländer auf der ganzen Welt will er per E-Mail vernetzen. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, Printausgabe 8.8.2002)