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Freitag Nacht ist in Wien Skaten angesagt - und das seit drei Jahren.

Foto: APA/dpa/Soeren Stache
Wien - Blöde Frage. Wenn 800 Leute auf Inlineskates eine Straße benutzen, ist es vielleicht wirklich ein bisserl seltsam, sich mit der Frage "Was macht ihr da?" einzubringen. Da muss man dann schon mit einem trocken-spöttischen. "Na skaten" als einziger Erklärung rechnen - obwohl es auch möglich ist, mit anderen Antworten abgefertigt zu werden: "Parkplatzsuchen". Oder "Glasperlen auffädeln". Oder "Wir spielen Sitzfußball". Komischerweise ist aber kaum einer der dergestalt allwöchentlich bloßgestellten Frager denen, die sich da so offensichtlich über ihn lustig machen, wirklich böse. Nicht einmal, wenn er - der Fragende - wegen der launigen Antwortgeber auf (jeweils) acht Rollen das Kunststück zustande bringt, Freitagnacht zwischen 22 Uhr und Mitternacht irgendwo in Wien im Stau zu stecken. Denn um diese Zeit findet in Wien jeden Freitag die Aktion "Friday Night Skating" statt. Seit drei Jahren. Konfliktfrei. Mit - jeweils - bis zu 1000 Teilnehmern. Und von Medien wie Politik eher unbeachtet. Obwohl: Im Internet, per Newsletter und via SMS wird sehr wohl ausführlich über bereits gefahrene oder noch geplante Routen des nächtlichen Rollschuhtrips kommuniziert. Dass die Aktion von den Grünen ins Leben gerufen wurde und abgewickelt wird, ist auch kein Geheimnis. Zumindest nicht für jene rund 10.000 Menschen, die Grün-Klubobmann Christoph Chorherr als "inneren Kreis" der Nachtskater bezeichnet. "Die Leute wissen, dass das von uns gemacht wird, aber sie werden nicht penetrant mit Politik konfrontiert", will der Grünpolitiker die wöchentliche Nachtausfahrt weniger als PR-Tour in eigener Sache denn als Möglichkeit, "die Stadt und ihre Straßen einmal ganz anders zu erleben" verstanden wissen. Perfekte Betreuung Die Routen der rund zweistündigen Touren führen an die verschiedensten Winkel der Stadt. Dank des "doch recht anspruchsvollen Tempos zwischen 20 und 25 km/h" komme man einerseits tatsächlich ordentlich herum und erspare sich andererseits Konflikte mit Autofahrern. "Wir fahren ganz bewusst spät in der Nacht und nicht zur Stoßzeit." Überdies würden die "hohen Sympathiewerte" die Inlineskater in der Öffentlichkeit genössen und die "perfekte und freundliche" Betreuung durch die Polizei dafür sorgen, dass es in drei Jahren nie nennenswerte Probleme gegeben habe. Dass viele Autofahrer lächelnd aber doch vollkommen ahnungslos hinter, vor oder neben die Skater gerieten, könne zwar passieren, solle aber eigentlich nicht sein: "Unsere Begleitfahrzeuge tragen eine Flagge der Grünen." Doch sogar bei der Polizei hat sich das Wesen des grünen Rollspuks noch nicht wirklich herumgesprochen: Als DER STANDARD anfragte, wer da letzten Freitag Reichsbrücke und Lasallestraße autofrei gemacht habe, musste in der Polizeidirektion einige Zeit nachgeforscht werden. Auf die Frage, ob diese Aktion zum ersten Mal stattgefunden hätte, hieß es "soviel wir wissen: ja." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, printausgabe 08.08.2002)