Sarajevo - Mit seinem großen Verwaltungsapparat hat der Balkanstaat Bosnien-Herzegowina die höchsten öffentlichen Ausgaben aller osteuropäischen Länder. Im Jahr 2000 wurden 64 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes, für den Staatshaushalt verwendet, während in allen anderen vergleichbaren osteuropäischen Ländern im selben Zeitraum nur 40 Prozent des BIP für öffentliche Investitionen ausgegeben wurden, ging aus einer kürzlich von der bosnischen Nachrichtenagentur SRNA veröffentlichten Weltbank-Studie hervor. Eine Direktfolge des hohen öffentlichen Verbrauchs seien auch hohe Steuerbelastungen. Außerordentlich hoch sei auch der Beschäftigungsanteil im öffentlichen Sektor in beiden bosnischen Landesteilen Bosnien-Herzegowinas. In der Serbischen Republik läge er bei 24 Prozent, in der Bosniakisch-kroatischen Föderation gar bei 28 Prozent, was fast doppelt so hoch wie beispielsweise in der Tschechischen Republik (15 Prozent) sei. "Uneffizientes Geldvergeuden" Als "ungünstig" bezeichnete die Agentur auch die Struktur der öffentlichen Ausgaben. Für Lohnaufwendungen der Beschäftigten benötige Bosnien nämlich doppelt so viel Geld wie für die operativen Kosten. Neun Prozent des Bruttosozialproduktes verschlinge das Verteidigungsbudget, während im europäischen Durchschnitt nur rund 2,5 Prozent für die Rüstung ausgeben werde. Für die Polizei werden in Bosnien vier Prozent des Bruttosozialproduktes - gegenüber nur rund zwei Prozent in den anderen osteuropäischen Ländern - verbraucht, berichtet die bosnische SRNA. "Uneffizientes Geldvergeuden" stehe auch im Bildungswesen beider Landesteile an der Tagesordnung. Die Kosten pro Student belaufen sich nämlich in Bosnien auf 80 Prozent des Pro-Kopf-Einkommens eines durchschnittlichen Bürgers. Der europäische Durchschnitt sei um die Hälfte niedriger.(APA)