Foto: Cover/Campus
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Was denkt frau/man bei Blue Jeans? Fortschritt? Revolution? Gleichheit? Vielleicht sogar eine der Geschlechter? In den 50er-Jahren war diese nicht vorgesehen. Rollenklischees begannen sich zu zementieren, Bilder der Biederkeit des neuen Hausfrauendaseins auf der einen Seite und jene des sexy Vamp auf der anderen Seite tun sich vor unserem geistigen Auge auf.

In diese Zeit fällt die Geburtsstunde der Blue Jeans, genau gesagt ins Jahr 1959, also noch ein Jahrzehnt vor dem großen Aufbegehren der 68er-Generation. Aber die Ansätze bzw. kleine Wunschfunken da und dort nach Sprengung abgegrenzter Milieus, Klassen und Rollen waren bereits vorhanden. Immerhin ist es der blauen Denimhose gelungen, alle sozialen Milieus zu erreichen. Dieser Prozess der Ausbreitung führte zu einer neuen Uniformiertheit und damit zur Frage nach der Selbstdarstellung. Denn das Gesehenwerden ist im Kleidungsstück Blue Jeans zugleich ein Nicht-Gesehenwerden. In diesem Sinne ist der Blick das Anliegen der Autorin Anna Schober, welche die "Verarbeitung medial vermittelter Bilder und Waren zu individuellen Selbstbildern" anhand der Blue Jeans beleuchtet. Eine Auseinandersetzung um Sehen und Gesehenwerden.

In den Darstellungsformen interessiert die Frage nach Geschlecht und Sexualität besonders. Die Autorin stellt in Beispielen eine "demokratisch", männlich-heterosexuelle, aktiv-wilde Sexualität, wie sie in "Taxi Driver" zum Ausdruck kommt, dem feministischen Gegenstück Valie Exports "Aktionshose Genitalpanik" gegenüber. Inszenierungen von "Männlichkeit" und "Weiblichkeit" werden überdeutlich. Trotz angestrengter Gleichheit bleibt die Differenz aufrecht, d.h. auch sichtbar. (dabu)