Wien - Hart ins Gericht geht Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider (F) nun in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Samstag-Ausgabe) mit "seiner" Partei. Der Ex-FPÖ-Chef fordert von seinem Regierungsteam: die Versprechen einhalten und zurück zu alten Kampftugenden. Wobei er sich nicht als Störenfried der Bundesregierung sieht - "ich bin kein Störenfried. Als solchen stellen mich nur Medien dar, die der ÖVP nahe stehen". Falsch macht das ÖVP-FPÖ-Kabinett aus Sicht Haiders, "dass die Steuerreform wegen des Hochwassers absetzen will. Ein Hüftschuss. Das macht keinen Sinn." Eine solche Reform bringe wirtschaftliche Impulse. "Wir brauchen die Steuerreform wie einen Bissen Brot." "Das Recht, sich einzumischen" Er wolle insgesamt nur, "dass die Wahlversprechen und das Regierungsabkommen umgesetzt werden", so Haider. Und er habe ein Recht, sich einzumischen, "weil ich diese Koalition ermöglicht und den Koalitionsvertrag ausgehandelt habe. Ich bin meinen Wählern im Wort". Eine Rüge erteilt Haider in diesem Zusammenhang den FP-Minister in Sachen Privilegienabbau. "Ich habe meinen Parteifreunden gesagt, dass sie jetzt beweisen müssen, dass sie die Frage des Privilegienabbaus ernst nehmen. Geht in die Offensive, macht eure Ministerien auf, schaut euch alles an! Es gibt genug Schweinereien. Legt die Dinge offen!" Bisher habe aber kein schwarzer und kein blauer Minister Flagge gezeigt. "Nur Riess-Passer hat mit dem Kampf gegen die Pragmatisierung Akzente gesetzt. Daher erwarte ich mir jetzt von jedem unserer freiheitlichen Minister, dass er hier endlich zur Sache kommt." "Nothelfer" Die FPÖ solle 2003 unter den gleichen Voraussetzungen wählbar sein wie 1999, so Haider weiter. "Ist sie das nicht, dann verlieren viele - mich eingeschlossen - ihre politische Heimat." "Wir haben viel in Kauf genommen. Ich zum Beispiel, dass ich weltweit diffamiert worden bin, dass meine Familie heruntergemacht wurde, dass mir Wunden zugefügt wurden. Und da soll ich zuschauen, das alles nicht mehr gilt?" Zu seiner Ankündigung 2003 nicht als Hilfe im Wahlkampf zur Verfügung zu stehen merkt Haider in dem Interview an: "Irgendwann muss auch ich einmal Konsequenzen ziehen. Ich habe jahrelang immer den Nothelfer gespielt, wenn es besonders schwierig war. Es ist nicht lustig, durch Österreich zu ziehen, auf jedem Marktplatz zu stehen, sich die Probleme der Menschen anhören zu müssen und bis in die Nacht hinein die Discos abzuklappern. Dieses Vergnügen gönne ich jetzt allen, die geglaubt haben, das sei entbehrlich. Die sollen das jetzt machen." "Wenn ich antrete, dann bin ich Parteiobmann" Verärgert ist Haider auch darüber, dass angesichts seines Angebots an Susanne Riess-Passer, wieder den Parteivorsitz zu übernehmen, "hinter vorgehaltener Hand über Putsch gesprochen wurde". "Der Finanzminister hat vor kurzem zu mir gesagt, du, es wäre notwendig, dass du uns den Wahlkampf machst. Da verstand ich die Welt nicht mehr. Zuerst biete ich an, das zu tun, da wird es abgelehnt. Dann kommen sie wieder daher, weil sie eingesehen haben, dass es gescheit gewesen wäre. Zu spät." Dennoch werde er nichts machen, "was den Weg der FPÖ stört oder zerstört. Ich werde schauen, dass sie auf Kurs bleibt. Daher wird es auch keinen Parteitagsschaukampf geben, obwohl und das sage ich ganz offen: Wenn ich antrete, dann bin ich Parteiobmann. Das weiß jeder". (APA)