Haider beharrt auf Steuerreform vor den Wahlen - Kein Kommentar zu Riess-Passers Rücktrittsdrohung
Redaktion
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Klagenfurt - Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (F)
beharrt ungeachtet der ablehnenden Haltung der Bundesregierung auf
seiner Forderung, die erste Etappe der Steuerreform noch vor der
Nationalratswahl im kommenden Jahr zu realisieren. Die Einberufung
eines FPÖ-Sonderparteitages hänge "in erster Linie davon ab, ob man
sich in der Partei auf eine Linie einigt" und nicht von ihm.
Kein Kommentar zu Riess-Passers Rücktrittsdrohung
Die Rücktrittsdrohung von Parteichefin Vizekanzlerin Susanne Riess-
Passer wolle er nicht kommentieren, sagte Haider am Sonntag in einem
Gespräch mit der Austria Presse Agentur in Klagenfurt. Allerdings sollte "am Beginn
einer Diskussion die Gesprächsbereitschaft und nicht die Drohung
stehen".
Das Vorhandensein eines "Machtkampfes" innerhalb der FPÖ wurde von
Landeshauptmann Jörg Haider (F) erneut bestritten. Es gebe lediglich
"eine Diskussion um die richtige Umsetzung des Regierungsprogramms"
und "Diskutieren ist in einer Demokratie durchaus zumutbar und
gestattet".
Nicht förderliche Abfangjäger
Den Ankauf von Abfangjägern bezeichnete Haider als "nicht förderlich für
einen freiheitlichen Wahlerfolg". Zu der seit Wochen laufenden Diskussion meinte er, es sei denkbar, dass "sich die Regierung
die ganze Sache noch ein Mal überlegt und gebrauchte Geräte kauft".
Die Bundesregierung würde derzeit "ihr Programm offensichtlich
sowieso umschreiben". Dann sollte man aber "über das gesamte Programm
nochmals nachdenken" und unter anderem rasch ein neues Asylgesetz
beschließen, um der immer größer werdenden Zahl an Illegalen Herr zu
werden, verlangte Haider.
Der Landeshauptmann erneuerte auch seine Forderung, eine
Volksabstimmung über die Neutralität Österreichs durchzuführen und
von deren Ausgang die Abfangjäger-Frage abhängig zu machen: "Wenn die Neutralität
aufrecht bleibt, müssen wir auch den Luftraum überwachen".
Kernbereiche
Haider im Interview: "Mir geht es um die FPÖ und den Erfolg in der
Regierungspolitik". Erfolgreich werde man aber nur sein, "wenn wir
uns in den Kernbereichen durchsetzen". Seine Aufgabe sei es, die
freiheitlichen Regierungsmitglieder auf diesen Umstand hinzuweisen.
"Derzeit wird aber offenbar das Regierungsprogramm, das unter
meiner Mitwirkung zu Stande gekommen ist, geändert", sagte Haider.
"Für eine solche Politik" werde er allerdings keine Mitverantwortung
tragen. Haider: "Ich muss mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, dass von
dem vereinbarten zwingenden Doppelschritt - erste Phase Sanierung des
Budgets, zweite Phase Entlastung der Bürger - abgegangen wird".
"Ich bin der Stachel im Fleisch der Koalition", sagte Haider. An
die Adresse der ÖVP gerichtet stellte er fest: "Entweder sie
behandeln uns fair oder wir werden uns damit auseinander setzen". Er
werde jedenfalls "nicht zuschauen, wie Kernthemen der FPÖ beschädigt
werden".
ÖVP "nicht begeistert"
Die Hauptschuld an der von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am
Samstag bestätigten Verschiebung der für 2003 geplanten Steuerreform
gibt Haider der ÖVP. Diese sei nämlich offenbar bestrebt, alle
Kernreformen, für welche die FPÖ im Wahlkampf 1999 eingetreten sei
und die auch im Regierungsprogramm festgeschrieben seien,
"aufzuweichen oder nicht durchzuführen".
Die ÖVP verfolge laut Haider offensichtlich das Ziel, die FPÖ zu
schwächen, um wieder zweitstärkste Partei zu werden und in einer
künftigen schwarz-blauen Regierung mehr Gewicht zu bekommen. "Es ist
bekannt, dass die ÖVP von einer Steuerreform nicht begeistert ist,
weil diese dem freiheitlichen Finanzminister Karl-Heinz Grasser gut
geschrieben wird", meinte Haider. Die Volkspartei würde hingegen für
eine rasche Senkung der Lohnnebenkosten eintreten, da es sich hier um
eine Initiative von VP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein handle.
Zu Realisierung der ersten
Etappe der Steuerreform noch vor der nächsten Nationalratswahl sollte
man laut Haider als Vorfinanzierung "eine größere Summe" der
Nationalbankreserven heranziehen.
Kritik an Strasser
Haider richtete im Interview auch
heftige Vorwürfe an Innenminister Ernst Strasser (V). Dieser habe
noch vor den Budgetverhandlungen erklärt, dass er wegen der
Sparmaßnahmen von Finanzminister Karl-Heinz Grasser 1.200
Exekutivbeamte einsparen müsste: "Auf diese Weise beschuldigt er die
FPÖ, dass sie das Kernthema Sicherheit nicht ernst nimmt".
Kritik übte Haider in diesem Zusammenhang an Bundeskanzler
Schüssel, "der hier zuschaut". Der Kanzler müsste aber
vielmehr Strasser "zur Ordnung rufen" und auffordern, seine
Äußerungen zurückzunehmen oder sein Amt zur Verfügung zu stellen.
Die Frage, ob er es in jüngster Zeit jemals bedauert habe, den
Parteivorsitz abgegeben zu haben, wurde von Haider verneint. Auch
denke er nicht daran, an die Parteispitze zurückzukehren. (APA)
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