Mit Folgen ist immer zu rechnen: Oliver Dorfer erzählt vom Anstreifen oder Nichtanstreifen.

Foto: Galerie Hilger

Bilder ziehen Bilder nach sich, Bücher Bücher, CDs CDs. Erschwerend kommt hinzu, dass Bilder auch Bücher nach sich ziehen, Sprache Bilder produziert, Musik Räume öffnet. Es hört einfach nicht auf.

Natürlich kommt es zu Wiederholungen, aber subversive Unschärfen unterminieren notorisch das Überschreiten der Zielgeraden. Die Grenze zieht sich im Moment der Annäherung sanft zurück. Zumindest Bilder beweisen nichts. Es ist aber unbedingt mit Folgen zu rechnen. Die dann irgend- wie ins Kalkül ziehen zu wollen, ist längstens mittelfristig gesehen purer Unsinn.

Oliver Dorfer widmet sich dem Dickicht zeitgleicher Geschehnisse, zoomt auf die Dinge, die angeblich eine Ordnung haben, bedient sich der Collage ringsum. Seine Bilder zeigen Schichten, überlappende Handlungsstränge, die so lange nichts miteinander zu tun haben, bis eben einer beim anderen anstreift. Ein kurzes Innehalten nur - und schon ist alles anders.

Ein ungeplanter Sprung über irgendjemandes Synopsenspalt, und schon gehen Schiffe unter, womit deren Passagiere allesamt jetzt wieder nicht gerechnet haben. Der Plan kippt, der Schrei nach Transparenz tönt, das Recht auf Einsicht wird gefordert. Alles wird durchsichtig gehalten. Und bleibt undurchschaubar. Oliver Dorfer erzählt davon, vertraut der einfachen Geschichte, die sich aus dem zufälligen Nebeneinander der späteren Handelnden ergibt. Gelassen erfreut er sich der Potenz des Augenblickes, von dem niemand wissen kann, ob es der bestimmte ist. (mm/DER STANDARD, Printausgabe, 26.08.2002