Foto: Oeamtc
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Wien - Konservendosen, Besteck und Töpfe am Boden verstreut, Schranktüren aus der Verankerung gerissen und Bänke eingebrochen - dieses Bild bot sich nach einem Wohnmobil-Crashtest des ÖAMTC. In neun Jahren seit dem letzten Test wurde der Insassenschutz zwar deutlich verbessert, "Wenn es kracht, sind herumfliegende Teile des Reisegepäcks und der Innenausstattung aber weiterhin eine große Gefahr für die Passagiere", kritisierte Max Lang, Cheftechniker des Clubs. Geprüft wurde ein gängiges Wohnmobil mit Alkoven-Aufbau, also mit Schlafgelegenheit auch über dem Fahrerhaus bei einem Frontalaufprall mit 32 km/h. Fünf Dummies - Fahrer, Beifahrer und drei Fahrgäste vis-à-vis in der Sitzgruppe - mussten den Unfall aushalten. Das Fahrzeug wurde mit Geschirr und Lebensmittel "urlaubsfertig" eingeräumt. Das Basisfahrzeug, ein Fiat Ducato, hielt dem Aufprall relativ gut stand, hieß es. Die Frontpartie wurde eingedrückt, die Windschutz-Scheibe zerbrach. "Das Fahrerhaus drückte sich allerdings leicht in den Alkoven-Aufbau hinein", kritisierte Lang. Chaos herrschte im Wohnraum, so der Club. Staukästen der Quer- und Längssitzbänke waren ausgerissen, die Sitzflächen teilweise eingebrochen. Der Inhalt der Stauboxen war überall verteilt, weil u.a. Besteckkasten sowie die Türen von Vorratsschränken aus der Verankerung gerissen wurden. Fahrer und Beifahrer, mit Dreipunktgurt gesichert, wären nur leicht verletzt worden. Beide Gurtstraffer lösten aber zu spät aus. Der Fahrer schlug mit dem Kopf am Lenkrad auf, der Beifahrer krachte beinahe ins Armaturenbrett. Lang warnte vor dem steigenden Verletzungsrisiko bei höherer Geschwindigkeit. Schlimmer sah es im Wohnteil aus, berichtete der ÖAMTC. Der mit Beckengurt gesicherte und entgegen der Fahrtrichtung sitzende Dummy knallte gegen den Dachrahmen vom Durchgang zwischen Wohnaufbau und Fahrerhaus. Der Hals wurde überstreckt, die Kante der Tischplatte versetzte einen Schlag in den Bauch- und Brustbereich. Die beiden in Fahrtrichtung sitzenden und mit Dreipunktgurten gesicherten Dummies tauchten beinahe unter dem Gurt durch, als die Sitzflächenplatte einbrach. Alle waren durch herumwirbelnde Teile massiv gefährdet. Beim Test im Jahr 1993 hatte ein Dummy die Tischplatte mit dem Kopf durchschlagen, seitdem gab es wesentliche Verbesserungen im Insassenschutz, so der ÖAMTC. Nach dem aktuellen Test orten die Experten wieder Handlungsbedarf der Industrie. "Die Festigkeit der Wohneinbauten muss dringend erhöht werden", forderte Lang. Türen und Scharniere sollten so dimensioniert werden, "dass der Inhalt bleibt, wo er hingehört". Alle Sitzplätze müssen mit Dreipunkt-Automatikgurten ausgerüstet werden, verlangte er. Sitzplätze gegen die Fahrtrichtung brauchen eine crashfeste gepolsterte Rückenlehne. Klare Hinweise, etwa für das sichere Verstauen schwerer Ladung sollten im Innenraum angebracht werden. (APA/red)