Bild nicht mehr verfügbar.

(Zum Vergrößern)

Eine Compuersimulation der geplanten aufblasbaren Kugel des oesterreichischen Architekten Heidulf Gerngross am Bahnhofsplatz Venedigs

Foto: APA/Heidulf Gerngross
Wien - Heidulf Gerngroß ist Kärntner wie Günter Domenig. Und ein ebenso faszinierender Maniac: Wenn er von seinen Projekten für die Architekturbiennale in Venedig, die am 8. September eröffnet wird, zu erzählen beginnt, kann der Zuhörer gar nicht anders, als begeistert zu sein.

Gerngroß interessiert keine Retrospektive. Schließlich lautet das Thema, von Direktor Deyan Sudjic ausgegeben, Next. Was kommt als Nächstes? Gerngroß will es bauen! Vier temporäre Projekte hat er im Vorfeld entwickelt, die für ihn Archetypen der Architektur darstellen: In den österreichischen Pavillon wollte er eine dreistöckige casa privata (als individuellen Raum) einbauen. In den Giardini eine aula discorsiva (als intellektuellen Raum) errichten. Auf die Riva degli Schiavoni eine cappella bianca aus Containern setzen. Und vor dem Bahnhof einen solarbetriebenen Luftballon steigen lassen.

Doch weder ließ sich der sakrale Raum realisieren (weil die Behörden nicht mitspielten) noch das Forschungsvorhaben (weil die Versuche mit dem neuartigen Werkstoff noch andauern). Die Halle aber, ein Eyecatcher, steht bereits. Finanziert von Peneder, Wienerberger und Erste Bank.

Rund 120.000 Euro hätten die Sponsoren beigesteuert, so Gerngroß überschwänglich bei der Präsentation des Films The making of . . . über die Entstehung des Österreich-Beitrags, den Kommissär Dietmar Steiner stolz in seinem Architekturzentrum präsentierte.

Eigentlich müsste die Dokumentation ja The non-making of . . . heißen. Denn auch das Vorhaben von Rainer Köberl, die Mauer hinter dem Pavillon abzureißen, ließ sich ob fehlender behördlicher Genehmigung nicht verwirklichen: Gezeigt wird bloß ein Modell. Und die Mauer malte der Architekt signalgelb an. Seinen Raum setzt der Architekt übrigens knöcheltief unter fließendes Wasser.

Sinnliche Erfahrungen lässt auch Nelo Auer machen: Sie gestaltete ihren rosaroten Raum in eine Erholungszone um und reicht diverse Speisen (Schokolade, Spieße etc.): tasting architecture nennt sich ihr Performancebeitrag.

Von den Projekten war Staatssekretär Franz Morak derart angetan, dass er das Budget nachträglich um 30 Prozent anhob. Der Österreich-Beitrag wird am 6. September eröffnet. Im Anschluss gibt es um 20 Uhr einen Empfang im Palazzo Contarini della Porta di Ferro.

(DER STANDARD, Printausgabe, 31.08.2002)