Geschlechterpolitik
"Ein Kampfjet sind 20.000 Plätze"
Österreich Schlusslicht bei Kleinkinderbetreuung: SPÖ-Frauen fordern Initiativen
Wien - Die Bundesfrauensekretärin der SPÖ, Bettina
Stadlbauer, hat der Regierung am Montag vorgeworfen, falsche
Prioritäten zu setzen. Um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu fördern,
sei der Flächen deckende Ausbau der Kinderbetreuungsplätze vor allem
für Zwei- bis Dreijährige notwendig. Stadlbauers Rechnung lautet:
"Ein Kampfjet sind 20.000 Betreuungsplätze". Die Kinderfreunde
vermissen "tausende Hortplätze".Regierung setzt falsche Prioritäten
Stadlbauer sieht sich durch die jüngsten Aussagen der
Arbeiterkammer bestätigt. Diese hatte die Situation von Zwei- bis
Dreijährigen als "alarmierend" bezeichnet und mehr Initiativen
gefordert. Insgesamt würden 100.000 Kinderbetreuungsplätze in
Österreich fehlen, erinnerte Stadlbauer in einer Aussendung heute.
Mit der Investition von 90 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren
könnte man dieses Manko ausgleichen. "Die blau-schwarze Regierung
dürfte aber an einem Ausbau der Kinderbetreuungsplätze nicht
interessiert sein, denn sie setzt eindeutig die falschen
Prioritäten", unterstrich Stadlbauer in Anspielung auf den Ankauf von
Kampfjets.
Die Frage der steuerlichen Absetzbarkeit von Kinderbetreuung
stelle sich zur Zeit nicht, solange die nötigen
Kinderbetreuungsplätze fehlten, sagte die SPÖ-Bundesfrauensekretärin
bezüglich eines entsprechenden Vorschlags der ÖVP.
Westen benachteiligt
Großen Nachholbedarf an Hortplätzen, besonders für Kinder im
ländlichen Raum, sieht die SP-Abg. Gabi Binder, Familiensprecherin
der Kinderfreunde. Die totale Auslastung der Hortplätze in
Ballungszentren zeige, dass der Bedarf vorhanden sei, meinte sie in
einer Aussendung. Jedes Kind in Wien finde in unmittelbarer Nähe
einen Hortplatz, im Westen Österreichs allerdings seien
Betreuungseinrichtungen für nachmittags oft mehr als 100 Kilometer
entfernt.
(APA)