Foto: Rottenberg

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Reden wir lieber über Socken. Weil alles, was mit Wegsein und Wiederkommen zu tun hat, nur den Intellekt derer, die das an den Kopf geworfen bekommen beleidigt. Um es höflich zu formulieren. Die Sache mit den Socken dagegen hat Hand und Fuß. Weg ist weg - und wer darüber fabuliert und glaubt, gerade das Rad neu zu erfinden, entlarvt sich selbst. A. seufzte und zündete sich eine Zigarette an. Leider, meinte A. und legt die Zeitung (wieder einmal) ungelesen zur Seite, sind Kolumnisten und Kommentatoren aber von ihrer Sendung und ihrer eigenen Wichtigkeit zu berauscht um das Sockenmysterium zu ergründen. Dabei wäre das viel unterhaltsamer. “Drei Leitartikel, zwei Leserbriefseiten, eine Kommentarstrecke und eine ZiB-3-Konfrontation über verlorengegangene Socken - dann ertrage ich eine halbe Zeile über die Befindlichkeit der FPÖ. Vielleicht.”, sagt A. Aber sie ist sicher, dass sich das Problem dann nicht mehr stellen würde. Beleidigung des Publikums Schließlich würde jeder, der merkt, dass die Erörterung des Phänomens von einzeln aus der Waschmaschine kommenden Socken weniger langweilt und beleidigt, als das, was sich hierzulande Politik nennt, tunlichst vermeiden, seine Leserschaft fürderhin dadurch zu beleidigen, indem das, was da berichtet und kommentiert wird, ernst genommen wird. Obwohl, das meint A. ernst, die Frage nach der Herkunft der Einzelsocke keineswegs unernst sei. Schließlich haben wir sogar schon kontrollierte Versuche inszeniert, um irgendeine Systematik im Sockenmysterium zu finden: Abgezählt oder markiert, auf alle Fälle aber definitiv paarweise haben wir Socken in die Maschine gegeben - und jedes Mal eine ungerade Zahl herausgenommen. Oder aber eine gerade - nur die paarweise Zuordnung (Größe, Farbton, Gewebestruktur) war nicht mehr möglich. Von der Socke zum Schuh Dass die Analyse und der Diskurs über derartiges staatstragenden Kommentatoren nicht tief genug gehen könnte, glaubt A. nicht: Ausgehend von der Einzelsocke im privaten Bereich, ließe sich ohne Probleme der Bogen zum öffentlichen, ergo politischen, Leben spannen: Immer wieder fänden sich an Straßenkreuzungen oder am Rande von Landstraßen einzelne Schuhe. Obwohl weit und breit keine Unfallspuren zu entdecken sind. Wie, fragt A., könne man einen einzelnen Schuh verlieren? Auf der Straße? Eine Hochwasser-Weiterführung dazu kam neulich von T., dem Schwager von A.: Bei Aufräumarbeiten in Schwertberg fanden wir einen einzelnen Wanderstiefel der Marke Reebok. Der Schuh stand - einzeln, versteht sich - in der Werkstatt auf einem Mauersims. Den hatte das Wasser nicht erreicht. So als hätte ein Kind ihn für den Nikolo hingestellt. Bloß: Weder T. noch sonst jemand in der Familie hatte je ein solches Paar Reebok-Böck besessen. Seit gestern früh glaubt A. aber an einen Schuh- und Sockenkomplott: Beim Blick aus dem Fenster sah sie ein paar orangener, an den Schuhbändern zusammengeknoteter, Kinderschuhe an der Verkabelung der Straßenbeleuchtung. Hoch über der Straße. Vor der Wohnungstür lag die Zeitung. Irgendeine Binschonweg-binwiederda-Überschrift. A. seufzte und legte das Blatt zur Seite. Sockenberichterstattung, sagte sie.. Warum schreibt ihr nicht lieber über Socken? NACHLESE --> Abstumpfen im Hochwasser --> Simmering unter Sternen --> Gruß an die zugestiegenen Fahrgäste --> Von oben --> Trägheit und Minigolf --> Schaumgummikünstlers Assistent --> Starbucks ist super --> Im Swingerclub --> Mit dem Twingo gegen die Monotonie --> Im Museumsfreibad --> Watschen für Othmar --> Weitere Stadtgeschichten...