Wien - Während das Beharren auf dem Kauf von Abfangjägern des Typs Eurofighter einen Anlass für die Turbulenzen in der FPÖ geliefert hat, gehen die Vertragsverhandlungen mit dem Hersteller EADS in die Schlussrunde. Dem Vernehmen nach könnte der Vertrag schon am kommenden Freitag unterzeichnet werden - falls nicht noch ein Mitbewerber einen Strich durch die Rechnung macht. Lockheed-Martin hat nämlich sein Verkaufsteam zurück nach Wien geschickt und geht mit harten Vorwürfen gegen das Ministerium vor. Lockheed-Martins F-16 (die sowohl gebraucht als auch neu angeboten wurde) war wegen angeblicher technischer Mängel beim Radar aus dem Wettbewerb als "nicht entsprechend" ausgeschieden worden. Ein Vorgang, der die Texaner besonders erzürnt - das ist ihnen nämlich noch nie vorgekommen. Und es sei ihnen auch noch nicht vorgekommen, dass streng geheimes Material über das neue Radargerät zwar von der US- Botschaft angeboten wurde, vom beschaffenden Ministerium aber nie eingesehen wurde, erklärt Lockheed-Vertreter Alan Bonderud dem Standard. Bonderud fragt auch ganz unschuldig, wieso es mit dem Vertragsabschluss mit EADS gar so schnell gehe: "Wie kann ein Vertrag, an dem man sonst zwischen neun und zwölf Monaten verhandelt, nun in wenigen Wochen unterschriftsreif sein?" Ohne explizit Schiebung zu unterstellen, kündigt der Lockheed-Martin- Mann an, das Ministerium "in einem ersten Schritt" zu "bitten", den Kaufvorgang zu stoppen. Das sei auch politisch sinnvoll, solange eine Diskussion um "Abfangjäger oder Steuerreform" laufe. Den Amerikanern gehe es dabei gar nicht so sehr um den Verkauf von ein paar Flugzeugen, sondern um die Wiederherstellung ihres Rufes: "Die wertvollen Marken ,F-16‘, ,Fighting Falcon‘ und letztlich ,Lockheed Martin‘ wurden durch den lächerlichen Vorwurf Österreichs, die F-16 entspreche nicht, geschädigt. Wir haben ein fortschrittliches Flugzeug, das bis mindestens 2010 dem Eurofighter überlegen sein wird - und wir haben davon allein in den letzten zwei Jahren 320 Stück verkauft, EADS hat aber erst 148 Stück des Eurofighters fix verkauft," behauptet Bonderud (womit er die bestehenden Vorverträge von EADS außer Acht lässt). Auch die schwedisch-britischen Anbieter Saab-BAE sind nicht untätig geblieben: Beim FP-Vorstand in der Nacht auf Mittwoch wurde unter anderem ein Leasing-Angebot für den Gripen diskutiert. Verteidigungsminister Herbert Scheibner blieb aber unbeeindruckt. Mittwochmittag posierte er in Wien-Schwechat vor einem eigens eingeflogenen Eurofighter. In einem Hangar am Flughafen Schwechat hat er dann einen Kooperationsvertrag mit den Austrian Airlines (AUA) für die Pilotenausbildung unterschrieben. Er sieht die Beschaffung durch FP-Beschlüsse gedeckt. (DER STANDARD, Printausgabe, 5.9.2002)