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Eingesperrt in der ihnen zugeschriebenen Rolle sind Frauen allemal. Ein System, das seine Verstärkung zeigt, wenn sie hinter tatsächlichen Gittern sein müssen.

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Angesichts des allumfassenden Geschlechtersymbolismus stellt sich die Frage, innwieweit die gesellschaftliche Übereinstimmung über die sozial determinierte Rolle der Frau in den Frauenstrafvollzug einfließt. Um dies beantworten zu können, muss zuerst die allgemeine Aufgabe des Srafvollzugs erörtert werden. Hier hat die Erziehung zur Anpassung an (strafrechtliche) Normen Priorität, die für Frauen und Männer identisch festgelegt worden ist. Und zwar, sich im gesellschaftlichen Ganzen einzufinden, Gesetze, Regeln und Normen zu akzeptieren und danach zu handeln. Also soziale Verantwortung zu übernehmen. In unserer patriarchalen Gesellschafts(de)formation bedeutet dieser "Garant für ein straffreies Leben" jedoch für Männer und Frauen etwas anderes. Beispielsweise heißt es in der Hausordnung eines Frauengefängnisses: "Der Zustand der Zelle muss erkennen lassen, dass hier eine Frau wohnt". Eine aufgeräumte Zelle, die noch dazu dem als "weiblich" definiertem Verschönern, Gemütlichmachen etc. entspricht, gilt als Erfolg der weiblichen Anpassung und Resozialisierung. Die Hoffnung steigt, dass die "aus der Rolle gefallenen Frauen" wieder auf dem richtigen Weg zu "ihrer Bestimmung" sind, wenn die Gitterfenster hinter selbstgehäkelten Vorhängen versteckt werden. (Franziska Lamott) Die versuchte Anpassung und Gefügigmachung für ein längst überholtes (besser: zu keiner Zeit realistisches) Weiblichkeitsstereotyp liegt vermutlich in der gesellschaftlich benötigten Basisarbeit des Gebärens und der Aufzucht von Mann und Kind(ern). Denn für das Zusammenhalten der "Keimzelle des Staates" - ein geradezu schreiender Doppelbegriff - ist immer und immer noch die Frau vorgesehen. Und so soll sie in jeder Situation auf ihre "wesentliche Grundfunktion" hintrainiert werden. In diesem Sinne ist auch die Reformierung des Strafvollzugs bezüglich der Möglichkeit der Mutter-Kind-Heime (Kinder bis zur Schulpflicht können mit ihren Müttern inhaftiert werden) zu hinterfragen. Niemals würde mann auf die Idee kommen (in diesem Fall von Vorteil), Väter mit ihren Kindern einzusperren. Aber mit Blick auf die Rollennormen ist dieser "Fortschritt" sehr aufschlussreich. Ein Vorstoß jedenfalls, der so eindeutig positv nicht ist. Abgesehen von der psychischen Bedeutung für die Mutter ist die Relation der Folgewirkungen auf die Entwicklung der Töchter und Söhne abzusehen. Was wiegt schwerer: die gegebenenfalls jahrelange Trennung von der Mutter oder die ebenso lange Isolation von der Umwelt, mit der Mutter? Letzteres wird von den ReformerInnen als geringeres psychisches Risiko eingeschätzt. Fazit: Hinter Gittern wird die einengende vorgesehene Rolle der Frau - also das was unter patriarchaler "Weiblichkeit" gesehen wird - aufs Neue zum Kerker. Ein Kerker, dem sie in "Freiheit" schon da und dort ansatzweise entfliehen konnte. (dabu)