Entwurf des Münchner Architekten Stefan Braunfels mit seiner prägnanten Rotunde als Zentrum

Foto: Pinakothek der Moderne

Mit der festlichen Eröffnung der Pinakothek der Moderne in München am kommenden Montag, vollendet sich ein 100-jähriges Ringen um ein Haus für die moderne Kunst. Für Carla Schulz-Hoffmann, Leiterin der im Museum aufgehenden Staatsgalerie moderner Kunst, bedeutet der Tag das "größte Glücksgefühl". Angefangen 1975 als Volontärin bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen hat sie alle Höhen und Tiefen hautnah mitbekommen. "Wir haben so lange um das Museum gekämpft und zeitweilig nicht mehr daran geglaubt", sagt die Kunsthistorikerin. "Doch jetzt fängt die Arbeit erst richtig an."

Zusammen mit den unmittelbar angrenzenden Sammlungen der Alten und Neuen Pinakothek kann die Kunststadt München nun mit einem einmaligen Museumskomplex mit Kunstwerken vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart glänzen – von Dürers Selbstbildnis bis zu Bruce Naumanns "World Peace". Abgerundet wird das Kunstareal durch die Glyptothek, die Antikensammlungen und das Lenbachhaus.

Mit dem größten Museumsneubau Deutschlands hat das Land laut bayrischem Kunstminister Hans Zehetmair (CSU) ein klares Zeichen für die Kultur in schwierigen Zeiten gesetzt. Er bezeichnet die Eröffnung als "epochalen Tag und Jahrhundertereignis". Der mit Hilfe der Privatisierung von Staatsbeteiligungen finanzierte 121 Millionen Euro teure Museumsbau sei zugleich ein Signal dafür, dass Zukunft und Kultur nicht voneinander zu trennen seien, betont der Minister. Die Pinakothek der Moderne habe zudem neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Staat und Gesellschaft Realität werden lassen: Weit mehr als zehn Prozent der Bausumme habe die private Seite aufgebracht.

Die Sammlungen

Der vom Münchner Architekten Stefan Braunfels geplante Bau mit seiner prägnanten Rotunde als Zentrum vereinigt auf über 12.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche die Staatsgalerie moderner Kunst, "Die Neue Sammlung", die Staatliche Graphische Sammlung und das Architekturmuseum der Technischen Universität München. In der Zusammenschau reihe sich die Pinakothek der Moderne in die großen Sammlungen der Welt wie das Centre Pompidou in Paris, die Tate Modern in London oder das Museum of Modern Art in New York.

Entsprechend den vier Sammlungen wendet sich die Pinakothek der Moderne mit einem neuartigen Gesamtangebot an den Besucher, das von Gemälden über Skulpturen und Videoinstallationen bis zu Fotografien, Handzeichnungen, Architekturmodellen und Designobjekten unserer Zeit reicht. Durch das Neben- und Miteinander unterschiedlicher kreativer Entwicklungsprozesse kann der Besucher immer wieder Querverbindungen herstellen. Mit seinen Sichtachsen schließt der Neubau sogar die Kunstwerke der Alten und Neuen Pinakothek ein.

Freier Eintritt

Vom 17. September an steht das neue Haus den Besuchern offen – bis einschließlich 22. September kostenfrei von 10 bis 23 Uhr. Es werden Hauptwerke der klassischen Moderne von Paul Klee und Pablo Picasso ebenso gezeigt wie Werkkomplexe der nachfolgenden Künstlergenerationen, vertreten durch Francis Bacon, Joseph Beuys und Andy Warhol. Die aktuelle Kunst zeigt sich beispielsweise in den Videoinstallationen von Pipilotti Rist oder den Leuchtkästen von Jeff Wall. Die 400.000 Zeichnungen und Druckgrafiken reichen von Leonardo da Vinci über Paul Cézanne bis zu Künstlern der Gegenwart.

Das Architekturmuseum, die größte Spezialsammlung ihrer Art in Deutschland, umfasst 350.000 Zeichnungen, 100.000 Fotografien und 500 Modelle, von Balthasar Neumann über Erich Mendelsohn und Le Corbusier bis zu Günter Behnisch und Shigeru Ban. Mit über 50.000 Objekten der angewandten Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts ist der Bereich Design international führend. Gezeigt werden auch die Anfänge gestalteter Produkte von der Industriellen Revolution über Jugendstil bis zum Bauhaus. (apa/red)