Am Beginn lagen die Mühen der Ebene. Ideen gab es genug, Fleiß auch, und dazu eine Menge Niederlagen. Doch man hatte sich den Namen Eoos gegeben. So hieß eines der vier Sonnenpferde des Helios. Sie trugen den feurigen Karren des Titanensprosses durch die Lüfte, und heute, sieben Jahre nach Gründung des Wiener Designbüros, hat auch dieses irdische Unternehmensross Eoos in jeder Hinsicht abgehoben. Martin Bergmann, Gernot Bohmann und Harald Gründl beliefern mittlerweile namhafte internationale Unternehmen mit ihren Entwürfen, und sie wären ihren Ideen und Visionen nicht treu geblieben, würden sie ihre Geschäftspartner nicht auch mit philosophisch-poetischen Ansätzen gut unterfüttern, sozusagen mit den entsprechenden Hintergründen auftrainieren, für einen komplizierten und kapriziösen Markt fit machen. Design, sagt Martin Bergmann etwa, sei die Multiplikation einer Idee, und fast immer stecke in den Objekten der Eoos-Designer das Bedürfnis, damit kleine, feine Geschichten zu erzählen. Aufträge von Armani über Adidas bis Alessi Der italienische Modemann Giorgio Armani etwa hat den drei Österreichern genau zugehört und seine eleganten Kosmetik-Shops nach ihren Entwürfen gebaut. Die Nachfolger des deutschen Turnschuhmachers Adi Dassler, Adidas, haben auch gelauscht, sich ihre eigene, Jahrzehnte alte Geschichte erzählen und analysieren lassen und darauf hin prompt die dazu passenden Flagship Stores bei Eoos in Auftrag gegeben. Der Möbelmacher Walter Knoll, die ehemaligen Sattelproduzenten Matteograssi, die Möbelbauer Moroso, der Designspezialist Alessi und noch einige weitere klingende Namen zählen heute zur Eoos-Klientel und machen die in Wien stationierten Gestalter zu einer der feinsten Design-Adressen Österreichs, internationale Preise und Auszeichnungen inbegriffen. "Wir haben alles, was uns auch nur einen Schritt von unserem Weg abgebracht hätte, nicht gemacht", erklärt Harald Gründl die Haltung der Gruppe, doch was sich jetzt bezahlt macht, erwies sich anfangs doch auch als Hürde. Als die drei etwa mit einem multifunktionalen, sehr poetischen Korbliegekonstrukt bei einem der besten Korbflechter Europas in Italien vorsprachen, versank der vor dem Prototyp für eine Weile in Betrachtung, schüttelte dann den Kopf und erklärte: "Wenn ich dieses Ding produziere, kann ich meine Firma zusperren." Man nahm noch ein Mittagsmahl ein, bestieg den Zug und reiste heim nach Wien. Kontakte, Netzwerke, Tragwerke Gereist wurde überhaupt viel: auf Messen, zu Unternehmen, vor allem zu Unternehmerpersönlichkeiten. Nur so ließen sich Kontakte knüpfen, und dieses Netz wurde bald zu einem unternehmerischen Tragwerk. Früh müsse man damit beginnen, und lang durchhalten, sagt Gernot Bohmann. Mit einem kleinen Couchtisch, der sich höchst anmutig und mit wenigen Handgriffen zu einem ganz geräumigen Esstisch verwandelt, machte Eoos schon bald Furore, und dieses Objekt veranschaulicht klar, worum es den Designer geht: Der Tisch ist, abgesehen von seiner sehr schönen Optik, einfach aber raffiniert gemacht, praktisch, multifunktional und mit einem fröhlichen Überraschungsmoment gesegnet. Der niedrige Couchgeselle rappelt sich, so Bergmann, "wie ein Kamel" auf, und während er das tut, passiert eben so eine kleine Geschichte, eine Transformation, wie sie die Designer haben wollen. Ein weiteres Beispiel wäre da die graziöse Sitzbank Jason für Walter Knoll, die sich ruck zuck verbreitern und zur Liege ausklappen lässt. Das Prinzip, das sie "poetische Analyse" nennen Eoos nähern sich ihren Entwürfen über ein Prinzip, das sie "poetische Analyse" nennen, sie wollen den Menschen mit ihren Möbeln "Werkzeuge geben", "Objekte, die den Raum verändern". Dabei steht der Moment der Transformation im Vordergrund. "Niemals", beschwört Bergmann, "darf ein Möbel den Menschen lächerlich machen", niemals dürfe der Umwandlungsprozess Mühe und zu viel Hantieren erfordern. Leichtigkeit und Eleganz in den Entwürfen, viel Idealismus und zähes Durchhalten haben den Wagen zum Rollen gebracht. Abheben, losfliegen, Designwelten erobern. (derStandard/rondo/Ute Woltron/20/9/02)