Graz - Der mit Ende Oktober in der Steiermark anlaufende
MAS-Lehrgang für "Integrative Gesundheitsförderung", der den
Teilnehmern Orientierung im Dschungel der komplementären Heilkunde
verspricht, soll nun durch Mittel des EU-Ausbildungsprogrammes
Leonardo europaweit etabliert werden.
"Durch den mit der erfolgreich
abgelegten Ausbildung verliehenen Master-Grad soll der wirkliche
Helfer vom Scharlatan unterscheidbar gemacht werden - und das in
Zukunft europaweit", so der Grazer Humanbiologe und Homöopath sowie
Lehrgangsleiter Christian Endler.
In der komplementären Heilkunde gibt es einen diffusen Graubereich
zwischen echter Hilfe und Scharlatanerie, so Endler. Der neue
postgraduale, berufsbegleitende Lehrgang will Orientierungshilfe und
Grundlagen für die theoretische und praktische Arbeit mit
komplementärer Heilkunde auf akademischen Niveau bieten. "Der
Lehrgang soll den Teilnehmern klären helfen, welche Methoden im
weiten Bereich der Komplementärmedizin gesundheitswissenschaftlich
plausibel sind, welche brauchbaren Kriterien der Qualitätssicherung
es in diesem Bereich gibt und wie zum Beispiel die Nachhaltigkeit
erzielter Effekte überprüft werden kann", fasst der Leiter die Ziele
des Lehrganges zusammen.
Mit der Ausweitung des Lehrganges, für dessen internationale
Implementierung der Grazer Organisator in den kommenden drei Jahren
sorgen soll, wolle man ein "Gegengewicht zur Liberalisierung des
europäischen Heilpraktikermarktes" setzten, sagte Endler. Das
MAS-Zertifikat (Master of advanced Sciences, Anm.) der Absolventen
soll es jedem Patienten künftig erleichtern, "wirkliche Helfer von
Scharlatanen zu unterscheiden", so Endler.
Endler betont ausdrücklich, dass es sich
bei dem Lehrgang um "keine Heilpraktikerausbildung", sondern vielmehr
eine "theoretisch-wissenschaftliche Erweiterung des Fundamentes der
komplementären oder psychosozialen Ausbildung" handelt.
Der Lehrgang,
das in Seminaren auf Schloss Seggau und per E-learning absolviert wird, wendet
sich daher an Menschen, die bereits eine anerkannte Ausbildung im
Gesundheitsbereich haben bzw. ihre komplementärheilkundliche oder
psychosoziale Vorbildung und Erfahrung abrunden wollen. Die eigenen
Kenntnisse sollen reflektiert und vernetzt, der eigene Bereich und
seine Grenzen im Rahmen des gesamten Gesundheitssystems verstanden
und fruchtbar gemacht werden. "Dabei werden regulationsbiologische
Grundlagen komplementärer Richtungen vermittelt und die Einsicht, wie
stark oder wie schwach der Stand der klinischen Forschung jeweils
ist", betonte Endler.
Mit kontinuierlichen tiefenpsychologischen Selbst- und
Kommunikationsangeboten will man unrealistischer Selbsteinschätzung
vorbeugen. Das Lehrpersonal stammt neben Vertretern der Universitäten
Graz und Klagenfurt von EU-weiten Kooperationspartnern wie den
Universitäten Urbino, Freiburg, der Privatuniversität Witten-Herdecke
und der Fachhochschule Neubrandenburg.
Der Lehrgang, für den pro
Semester 1.000 Euro zu bezahlen sind, schließt nach drei Jahren mit
dem Mastergrad (MAS laut österreichischem Universitätsstudiengesetz)
ab. (APA)