Linz - Die oberösterreichischen Grünen kürten in einer Landesversammlung am Samstag in Linz ihre Kandidaten für die Nationalratswahl am 24. November. Der Bundessprecher der Grünen Alexander Van der Bellen stellte dabei fest, "alle sind Konkurrenten, SPÖ, ÖVP und FPÖ - da gibt es keine Affinitäten."Eines der Ziele sei jedenfalls, dass die Grünen so stark werden, dass sich eine Regierungs-Koalition von ÖVP und FPÖ rein rechnerisch nicht mehr ausgehe, erklärte der Landessprecher Rudi Anschober. Die Grünen hätten bei der deutschen Bundestagswahl vor einer Woche ein "tolles Wahlergebnis" - das beste in ihrer Geschichte - erzielt und damit eine "Vorgabe" für die österreichischen Grünen, hielt Van der Bellen fest. Ziel sei, am 24. November das Ergebnis der Grünen in Deutschland "bei aller Freundschaft" deutlich zu übertreffen und beim Stimmenanteil "Europameister" zu werden. Bei der Betrachtung der Konkurrenten betonte Van der Bellen, auch die SPÖ habe den Grünen eine "Handvoll unfreundlicher Akte serviert", er denke dabei unter anderem an den Vorschlag für ein Mehrheitswahlrecht. "So viel zu angeblichen Absprachen zwischen SPÖ und Grünen", sagte der Grüne Bundessprecher. Zur ÖVP meinte er, diese erhebe offenbar "den Alzheimer zum Schutzpatron", sie stelle die Dinge so dar, als ob sie vor 2000 nie in der Regierung gesessen sei sowie Bundeskanzler Wolfgang Schüssel nie der Initiator der "blau-schwarzen" Koalition gewesen sei. Zur FPÖ gehe ihm der "Schmäh" aus, die Partei habe sich selbst so lächerlich gemacht, dass das schwer zu kommentieren sei. Der neue Parteichef Mathias Reichhold erkläre täglich, dass er der Chef sei - "wenn man das jeden Tag sagen muss, dann ist man's nicht", urteilte Van der Bellen. Ein Ziel der Grünen sei, die FPÖ zu überholen oder dem in Riesenschritten näher zu kommen. Dieses Ziel sei realistisch. Die Grünen lägen Kopf an Kopf mit der FPÖ, würden die Umfragewerte bestätigen. "Das kann irreführend sei, das fürchte ich wie die Pest", warnte der Bundessprecher der Grünen davor, sich darauf auszuruhen: "Von allein geht gar nichts" und forderte die Teilnehmer an der Landesversammlung auf: "Mit Euch die blau-schwarze Macht brechen, das ist doch was". Den Wählern müsste dazu erklärt werden, warum sie für Grün stimmen sollen. Als Themen nannte Van der Bellen unter anderem den Naturschutz, Katastrophenschutz, Biologisierung der Landwirtschaft, Kennzeichnung der Lebensmittel, Erreichung der Kyoto-Ziele und eine Frauenpolitik - "endlich auch einmal mit dem Wunsch, dass Karriere - und nicht bloß Job oder Beruf - mit Kindern vereinbar sein solle. Der Grüne Landessprecher und Klubobmann im Landtag Rudi Anschober kritisierte, die ÖVP-FPÖ-Bundesregierung habe viele Versprechen gebrochen. Beispielsweise, dass Schluss sei mit der parteipolitischen Postenbesetzung und Privilegien. Und im Zusammenhang mit der Forderung nach Stilllegung des tschechischen Atomkraftwerkes Temelin seien die zweieinhalb Jahre der derzeitigen Regierung eine "verlorene Zeit" gewesen. Die Grünen wollten so stark werden, dass sich die Fortsetzung der bisherigen Koalition nicht mehr ausgehe. Dazu wollen sie in Oberösterreich drei statt bisher zwei Grundmandate erreichen und beim Stimmenanteil "zweistellig" werden. Moser und Pirklhuber bestätigt Zu den Spitzenkandidaten wählten die Stimmberechtigten der Landesversammlung vorerst Gabriela Moser auf den ersten Platz und Wolfgang Pirklhuber auf den zweiten Platz. Beide waren bereits bisher Abgeordnete zum Nationalrat. Moser war zuletzt Konsumenten-, Telekommunikations- und Wohnungssprecherin der Grünen. Pirklhuber war Landwirtschaftssprecher. Die Entscheidung über den dritten Kandidaten - die Grünen streben ein drittes Grundmandat in Oberösterreich an - sollte erst am Nachmittag fallen. Dafür bewarben sich noch zwei Kandidaten. Für Platz vier kandidierte Theresia Haidlmayr, die bisher über ein Reststimmenmandat in den Nationalrat entsendet worden war und sich besonders in der Behinderten- und der Sozialpolitik engagierte. (APA)