Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Archiv

Wien – Ein Netz ist zum Halten da. Ex-FPÖ-Klubchef Peter Westenthaler ist einer von denen, die in das soziale Netz mit beiden Händen Löcher rissen, sein eigenes Netz scheint er mit dem ihm vom Bundesliga-Präsidenten Frank Stronach attestierten Talent geknüpft zu haben. Frank Stronach, dem aus Rücksicht auf sein knallvolles Geldbörsel kaum ein Klubpräsident der T-Mobile-Liga widerspricht, reagierte auf den Vorschlag von Sturms Chef Hannes Kartnig, Westenthaler zum Bundesliga-Vorstand zu machen, geradezu verdächtig euphorisch. War das eine Inszenierung? Soll Westenthaler für ein politisches Comeback in der Öffentlichkeit warmgehalten werden?

Erhält Westenthaler von Stronach nun einen Teil seiner Belohnung für fleißiges Lobbying? Ein Hauptteil von Stronachs Geschäftsgeschick besteht darin, sich mit hohen Politikern zu umgeben: Franz Vranitzky, Rudolf Streicher, Karl-Heinz Grasser, Gerhard Hirschmann, Waltraud Klasnic.

Der Bundesliga-Vorstand wird vom Aufsichtsrat gewählt. Westenthaler, der keine Ahnung vom Fußballgeschäft hat, aber als durchsetzungsfähig und guter Außendarsteller gilt, würde neben Thomas Kornhoff zweiter Vorstand sein. Im Aufsichtsrat sitzen zwölf Männer, die Mehrheit von ihnen hat Stronach im Sack: Salzburgs Liga-Vize Quehenberger, GAK-Chef Rudi Roth, Austrias Peter Svetits (traf sich vorgestern mit Alexander Manningers Manager Kashmiri), dazu Stronach selber, Kartnig als kooptierter Nachfolger des FC-Tirol-Präsidenten Martin Kerscher, plus SC Interwettens Chef Werner Magyer, Liga-Rechtsreferent Walther Wawronek. Die Opposition umfasst sowohl Rapids Präsidenten Rudolf Edlinger sowie die Erstligisten Leoben, Wörgl und Mattersburg (Obmann Martin Pucher soll gegen Westenthaler protestiert haben) und Liga-Rechtsreferent Andreas Grundei, der einst verlangte, sich in kultivierter Form von Vorstand Reinhard Nachbagauer zu trennen.

Der Personalvorschlag passt wie maßgeschneidert in Stronachs Machtpolitik, die wegen der Einführung einer U-23-Meisterschaft als Geläuf für seine unterbeschäftigten Austria-Profis die Abschaffung der Ersten Division anpeilt. Kein Wunder, dass Red-Zac-Erstligisten Westenthalers Kandidatur kritisierten, weil sie Stronachs Absolutismus befestigen und ihre eigene Existenz gefährden würde. Allerdings trieb dort Stronach "divide et impera", als er vorschlug, die strafverifizierten Bleiberger Spiele nachzuholen. Wo es eigenem Besten hilft, profitieren auch andere.

Stronach ist vor Jahren mit seinem schlecht vorbereiteten Projekt eines Sport-TV-Wettkanals am ORF gescheitert. Diesmal dürfte er die Sache besser angehen. Schließlich kann ÖFB-Präsident Friedrich Stickler, einer der höchsten Lotterie-Manager, auffallend gut mit Stronach. Ein störungsfreies Geschäftsfeld ist Goldes Wert. Und die goldene Regel ist Stronachs oberstes Gebot. (josko, DER STANDARD, Printausgabe, 30.9.2002)