Grafik: Viennale
Wien - Es ist ein Jubiläum mit Novum: Erstmals in ihrer Geschichte wird die Viennale, die heuer ihr 40-jähriges Bestehen feiert, mit einem Dokumentarfilm, Nicolas Philiberts "Porträt" einer Grundschule, Être et avoir (Sein und Haben) , eröffnet. Weitere rund 200 Filme buhlen in der Zeit von 18. bis 30. Oktober um ihr Publikum - viele davon noch ohne Verleih in Österreich. Erst unlängst ins Programm mit aufgenommen wurden der jüngste Film von Paul Schrader, Auto Focus , Todd Haynes Neo-Melodram Far From Heaven oder, als weiterer Beweis für das "Filmwunderland" Argentinien, Diego Lermans Tan de repente . Mit der neuen Schiene "Who's Next" legt die Viennale heuer überdies einen Fokus auf Erstlingswerke. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Poorny nutzte die Pressekonferenz am Freitag auch für filmpolitische Statements: So betrachte er das "Zerbrechen der Regierung als Chance für den österreichischen Film", der "ohne Länderförderungen derzeit nicht denkbar" sei. In dem Zusammenhang unterstrich Viennale-Direktor Hans Hurch zudem die Bedeutung "einer umfassenden Filmkultur". Mit der Filmpublizistin Frieda Grafe, die diesen Sommer gestorben ist, ist das Filmfestival so auch einer der wesentlichsten Verfechterinnen eines spezifisch filmischen Denkens gewidmet - ihr gilt eine Hommage, auch Agnès Varda widmet die Uraufführung ihrer neuen Arbeit Deux ans aprés Grafe. Als Gäste werden u. a. Yoko Ono, Regisseure wie Luc Dardenne oder die Schauspielerinnen Alida Valli und Bulle Ogier erwartet. Letztere kommt "in Vertretung" Jacques Rivettes, dem die bereits am 9. Oktober im Votiv-Kino startende Retrospektive gilt. (DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.10.2002)