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"Ich will nicht sagen rühmen, aber ich glaube, wir können alle zufrieden sein": Generaldirektorin Monika Lindner mag nicht zu dick auftragen, als sie Dienstag mit Info-, Programm- und Onlinedirektor vorstellt, was das Publikum ab kommender Woche neu zu sehen bekommt. Auf die Seher verweist sie auch, als der Aufstand der Kulturredakteure aufs Tapet kommt: "Wir machen Programm für das Publikum und nicht, um die Damen und Herren einer Abteilung zufrieden zu stellen." Burgtheaterdirektor Klaus Bachler indes versicherte die Kulturredakteure "voller Solidarität" und warnte vor einem ORF als "Volksverdummungsinstrument". Moderater als Lindner (und Bachler) der nun für die Kultur zuständige Programmdirektor Reinhard Scolik: "Schon am 11. September" habe er der Abteilung seine Pläne vorgestellt - offenbar "kein glücklicher Tag für solche Sachen". Er habe den Mitarbeitern "oder einem Teil von ihnen" eine Klausur vorgeschlagen, längst bastle die ORF-Medienforschung an einer Studie über "Treffpunkt Kultur" & Co. Ein der Abteilung wichtiges Co hat er mit den "Kunst-Stücken" freilich schon zugunsten von Comedy abgesetzt. Und im "neuen TV-Programmplan" stehen unter dem Titel "Kultur neu": "nach wie vor" die "Matinee am Sonntag", nach dem "Treffpunkt" "wie bisher internationale Art-Filme". Dazwischen wirklich neu heimische Dokus sonntags ab 23.10 Uhr, als Leiste für Scolik "in Mitteleuropa einmalig". Die Redaktion kritisierte den Sendeplatz hart. Adieu "Wochenschau" Scolik hält dagegen: "Highlights" österreichischen Filmschaffens wie "Hundstage", "Die Klavierspielerin", "Komm, süßer Tod" kämen selbstverständlich früher. Für den Hauptabend verspricht er zudem Kultur- und Religionsdokus, so "opulent" wie "Universum" und tunlichst international vermarktbar. Der "Treffpunkt" werde überarbeitet, "weitere Ideen" kämen gewiss aus der Kulturredaktion. Die sich gerade beschwerte, keiner wolle diese hören. Im ersten Reformschritt kommt davon noch nichts. Dieses Schicksal teilen andere, leichtere Formate aus Scoliks Direktion, die freilich schon konkreter klingen. Die Partnertestshow "Emotion" und die österreichische Antwort auf die Intelligenzprüfungen von RTL namens "ÖQ" finden sich bereits auf dem Präsentationstrailer, beide mit Dodo Roscic ("Taxi Orange") als Moderatorin. "Im Frühjahr 2003" sollen diese beiden Formate tatsächlich zu sehen sein, sagt Scolik, Besetzungsfrage noch offen. Eine Show mit Roscic sei 2003 jedenfalls geplant. Kommendes Jahr dräuen zudem Comedies mit den viel versprechenden Titeln "LKH" und "Echt fett". Vielleicht "schon früher" als Frühjahr steht dem Publikum der für den späten Freitagabend geplante Late-Night-Talk ins Haus. Output erhöhen Sicher 2003 müssen die Landesstudios ihren Output ein bisschen erhöhen: Freitagabend, auf dem Programmplatz der weiterlaufenden "Alltagsgeschichten" und von "Schauplatz Gericht", kommt künftig neunmal pro Jahr "Schauplatz Österreich". Eine Dokuleiste, in der Zentrale betreut von Programmdirektor Scolik und nicht zwingend von den Infoabteilungen der Bundesländerdependancen gestrickt. Mehr geht derzeit nicht, sagt Lindner: "Die Kapazität der Landesstudios ist auch aufgrund der wirtschaftlichen Situation mit den zusätzlichen 45 Minuten Dokumentation ausgereizt." Pro Studio und Jahr sind das 45 Minuten mehr. Bei der Programmpräsentation für Stiftungs- und Publikumsräte Montagabend sorgten sich manche, "harmlose Landesgeschichten" verdrängten journalistische Dokumentationen wie jene über die Kärntner Partisanen. Für die längsten Diskussionen allerdings sorgte bei dem Vorabtermin für die Gremien ein sonst eher wenig aufregendes Format, die "Wochenschau" am Sonntag. Andrea Konrad ("Magenta" aus "Taxi Orange") vermisste Sendungen für Gehörlose, man fand in den üppigen Unterlagen die "Wochenschau". Nur: Die wird mit 14. Oktober abgeschafft, hieß es dann. Was selbst den Zentralbetriebsratschef (und Stiftungsrat) Heinz Fiedler überraschend traf - immerhin hat die Sendung auch eine Redaktion. Abgänge An Abgängen schon länger bekannt, ganz abgesehen von den "Kunst-Stücken": "Europa-Panorama" und "Report International" (heißen jetzt gemeinsam "Weltjournal"), die Doppelmoderation in der "ZiB 1" und damit Hannelore Veit sowie Martin Traxl ebendort, "Apropos Film", "Betrifft" (nun: "Offen gesagt"), Sport am Sonntag (jetzt "Rasant"). Warum sich Lindner der Reform nicht recht rühmen mag? Wäre da nicht der "strenge Sparkurs" wegen des gestrengen neuen ORF-Gesetzes, hätte man gerne mehr getan. Just die Fernsehdirektionen waren freilich am längsten säumig mit der Erfüllung der von der Kaufmännischen Direktion vorgegebenen Sparziele, wie man vor kurzem dem STANDARD bestätigte. (Harald Fidler, Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe vom 9.10.2002)