Wien
- In Sachen Dramatik
und Spannung könnte sich
Krimiautor Wolf Haas derzeit
bei der Wiener Polizei Anregungen holen. Die umstrittene
Totalreform von Innenminister Ernst Strasser (VP) wurde
Dienstag mit neuen Personalentscheidungen vorläufig abgeschlossen.
Der bisher ranghöchste
Kriminalist in Wien, Walter
Schubert, taucht in der Liste
der Neubesetzungen überhaupt nicht mehr auf. Zu den
Gewinnern zählt unter anderem Peter Jedelsky, der vom
Kriminalpolizeilichen Beratungsdienst in das Leitungsbüro des neuen Kriminalamts
(= höchste kriminalistische
Instanz) übersiedelt. Auch der
bisherige Vizechef des Wiener
Sicherheitsbüros, Ernst Geiger, hat Grund zur Freude: Er
wird Vorstand der Kriminaldirektion
1 - einer von drei
künftigen Hochburgen der
Wiener Kriminalisten.
Geigers bisheriger Chef,
Maximilian Edelbacher, der
als einer von wenigen die Reform immer wieder offen
infrage gestellt hatte, wird das
Kriminalkommissariat Süd -
eines von fünf Hauptkommissariaten - übernehmen. Geiger
und Edelbacher tauschen also
die Hierarchiebene.
"Ich bin traurig, weil die Institution Sicherheitsbüro aufgelöst wird", meinte Edelbacher. Sein bevorstehender
Wechsel sei wohl "ein gewaltiger Abstieg", aber: "Dass ich
nicht auf die Siegerseite falle,
damit war ja zu rechnen."
Auch neue Leiter der von 23 auf 14 abgespeckten Polizeikommissariate wurden ernannt. Dabei gibt es, mit Ausnahme von Michael Lepuschitz, der bisher das Kriminalbeamteninspektorat
und künftig das Polizeikommissariat für Meidling und
Hietzing leitet, keine echte
Überraschung.
Für die schon vor eingen
Wochen provisorisch bestellte
höchste Ebene wird es ab Freitag spannend: dann beginnt
die offizielle Ausschreibungsfrist von einem Monat. Von
der Polizeivizepräsidentin
Michaela Pfeifenberger abwärts sind 23 Posten in der Direktion ausgeschrieben. Die
Frage ist: Werden die Chefs bis
zu den Nationalratswahlen am
24. November auch per Begutachtungskommission offiziell
fixiert? Theoretisch bleiben
dafür drei Monate Zeit. Fällt
erst nach der Wahl die Entscheidung, könnte es im Fall
eines Regierungswechsels
heißen: Aus, stopp, retour. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.10.2002)