Wien - Die Pressekonferenz, zu der Bildungsministerin Elisabeth Gehrer und Kunststaatssekretär Franz Morak luden, hatte einen etwas sperrigen Titel: "Ökonomische und fiskalische Effekte von Kunst- und Kultursponsoring". Sie diente als Wahlkampfauftakt der bürgerlichen Kulturpolitiker: Man verteilte Das Österreich-Programm der Volkspartei .

In diesem werden wieder einmal "steuerliche Maßnahmen zur Belebung des Kunstmarktes" genannt: "Konkret sehen wir neben der Möglichkeit, Kunstankäufe als Sonderausgaben bzw. Betriebsausgaben steuerlich abzusetzen, auch die Absetzbarkeit von Spenden zur Durchführung kultureller Aufgaben und von Zuwendungen an den Denkmalschutz vor."

Neu waren nur die zu erwartenden Einnahmeverluste für den Finanzminister. Sie würden laut einer Wifo-Studie 60 Millionen Euro betragen, wenn jeder seine Kunstankäufe beziehungsweise die Investitionen in den Denkmalschutz bis zu zehn Prozent seiner Gewinne abschreiben darf. Umgekehrt würden aber große Anreize geschaffen.

Bereits am 4. Oktober wurden, wie DER STANDARD recherchierte, die Privatmuseen jenen des Bundes gleichgestellt: Nun sind auch Spenden an diese steuerlich absetzbar. Die VP-Politiker bezeichneten diese Begünstigung als "sehr wichtigen Schritt in die richtige Richtung". Tatsächlich handelt es sich um eine "Lex Essl", denn sie dient vor allem der Sammlung Essl: Selbst Gehrer konnte nur noch das Ferdinandeum als potentiellen Nutznießer nennen. Auf die Frage, warum nicht auch Spenden an andere Institutionen wie z. B. den steirischen herbst absetzbar seien, reagierte Morak laut: Das Modell Essl solle Schule machen, er würde sich 100 Essls wünschen.

Und als Hans Knoll, Vorsitzender des Galerienverbandes, nachfragte, warum nur Ankäufe beim Künstler absetzbar sein sollen, war Moraks Laune dahin: "Wollt ihr das gleich wieder kaputtreden?" Also: Auch Galerieeinkäufe sollen gelten. (trenk/DER STANDARD,Printausgabe, 22.10.2002)