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Reichhold mit Mentor Jörg Haider

Foto: APA/Köstinger
Wien - In der FPÖ mehren sich die Hinweise, dass der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider wieder in die Bundespolitik zurückkehren könnte. Haider werde, so heißt es, in diesen Stunden von führenden FPÖ-Politikern bedrängt, seine Partei vor der "drohenden Katastrophe" zu bewahren. Noch ist allerdings nicht klar, ob sich Haider überreden lässt. Seine Kärntner Parteifreunde wollen jedenfalls verhindern, dass der Landeshauptmann mit dem Niedergang der FPÖ auf Bundesebene in Verbindung gebracht wird. Haider soll erst nach der - verlorenen - Nationalratswahl versuchen, die FPÖ wieder aufzurichten. Dem Altobmann wird parteiintern zumindest zugetraut, drei bis fünf Prozent an Wählerstimmen zu lukrieren. Was die FPÖ in die Position brächte, abermals um eine etwaige neue Koalition mit der ÖVP mitzupokern. Damit Haider vorne im Wahlkampf mitmischen kann, soll bereits eine Neufassung der geplanten Bundesliste für den Nationalrat vorbereitet werden. "Sonst kennt sich ja keiner aus" In der FPÖ kursieren nun Szenarien, wonach Obmann Mathias Reichhold in jedem Fall Parteichef bleiben soll, "sonst kennt sich ja überhaupt keiner aus" argumentierte ein FP-Funktionär im Gespräch mit dem Standard. Reichhold selbst soll aber aus dem direkten Schussfeld genommen werden und Platz für Jörg Haider machen. Dem kranken Reichhold wird "Schonung" verordnet. Einen Hinweis für diese Variante lieferte Klubchef Karl Schweitzer: Während der behandelnde Arzt am Montag Entwarnung gab, Reichhold leide nach der übergangenen Angina nicht wie befürchtet an einer Herzmuskelentzündung, sondern "nur" an Herzrhytmusstörungen, meldete Schweitzer wenig später: "Reichhold geht es absolut schlecht. Es ist unwahrscheinlich, dass er voll belastbar sein wird in nächster Zeit." Schweitzers Aussagen nährten rasch die Gerüchte, die Parteispitze wolle Reichhold, der intern als völlig überfordert gilt, die TV-Konfrontation gegen SPÖ-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer ersparen. Reichholds stressbedingter Krankheit ging ein veritabler Streit an der Parteispitze voraus. Sowohl Reichhold als auch Schweitzer sollen in Sitzungen mehrmals lautstark ihre Rücktritte erklärt haben. Die Parteiführung sei sich weder über die Parteilinie noch über die Wahlkampfstrategie oder die Finanzen einig. Haider selbst hielt sich zu alldem eher zurück. Er sehe "keine Veranlassung" zu kandidieren. Haider: "Ich schließe es aus, als Spitzenkandidat zur Verfügung zu stehen." Reichhold bleibe "selbstverständlich" der erste Mann in der Partei. (DER STANDARD, 29.10.2002)