Lagos - Nach heftigem Protest aus dem Ausland will die Regierung Nigerias künftig Steinigungen von Verurteilten verhindern. Der Staatsminister im Außenministerium, Dubem Onyia, erklärte am Dienstag in Lagos, niemand solle mehr nach der Scharia, dem islamischen Recht, gesteinigt werden. Die Bundesregierung werde jedoch nicht die islamisch dominierten Regionen im Norden des Landes auffordern, ihre Gesetze zu ändern. Vielmehr sollten die Urteile in Berufungsverfahren einzeln von Bundesgerichten annulliert werden.Proteste aus dem Ausland Onyia sprach auf einer Pressekonferenz, auf der er über die Vorbereitungen zur Wahl der Miss World am 7. Dezember in Nigeria informierte. Nach den Todesurteilen gegen mindestens vier Angeklagte haben bisher neun Länder aus Protest ihre Teilnahme an dem Wettbewerb abgesagt. Die Angeklagten wurden wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs und Vergewaltigung zum Tod durch Steinigung verurteilt. Eine weitere Frau, die das gleiche Schicksal erwartete, wurde im März in einer Berufungsverhandlung von einem islamischen Gericht freigesprochen. Anwendung ist verfassungswidrig Die Anwendung der islamischen Scharia-Strafgesetze in mehreren Teilstaaten Nigerias ist nach einer Feststellung der nigerianischen Bundesregierung verfassungswidrig. Kein/e moslemische/r StaatsbürgerIn dürfe für die gleiche Straftat einer anderen Strafgesetzgebung unterworfen werden als StaatsbürgerInnen anderer Religionszugehörigkeit. Unruhen waren ausgebrochen, als in dem konfessionell gemischten Teilstaat Kaduna mit einem vierzigprozentigen Anteil von Christen die Scharia eingeführt werden sollte. Als erster Teilstaat hatte Zamfara 1999 die Scharia eingeführt. (APA/AP/AFP)