Die Stimmung am Küniglberg war am Mittwoch nervös. Schließlich fand um 14 Uhr eine brisante Betriebsversammlung statt: In Vertretung von Generaldirektorin Monika Lindner, die erkrankt war, informierte Alexander Wrabetz, der kaufmännische Leiter, die Mitarbeiter über die Notwendigkeit, im kommenden Jahr 60 Millionen Euro einsparen zu müssen, um ausgeglichen bilanzieren zu können. "Maßnahmenpaket" Dieses Ziel soll auf vielfältige Weise erzielt werden. So wurde dem Zentralbetriebsrat unlängst ein "Maßnahmenpaket" auf den Tisch gelegt. Weder Heinz Fiedler, der Vorsitzende, noch Wrabetz wollen sich konkret zu diesem äußern. Zur Diskussion steht aber unter anderem die Streichung von Zulagen. Zudem will man sich von "älteren Mitarbeitern" trennen. Diesbezügliche Gespräche laufen bereits. Wirklich "golden" seien diese Handshakes aber nicht. "Deutlich flachere Kurve" Gerüchteweise denkt die Geschäftsführung auch an eine Nulllohnrunde sowie eine Aussetzung der Biennalsprünge. Die Verhandlungen beginnen am 11. November: "Wir geben unseren Vorschlag erst dann bekannt", so Wrabetz. Eines sei aber sicher: Die Gehaltssteigerungen würden im neuen Kollektivvertrag, über dem man derzeit brütet, in einer "deutlich flacheren Kurve" verlaufen. Wie flach, meint Wrabetz, sei aber noch unklar. "Etikettenschwindel" beseitigt Im Rahmen dieser Gespräche sei dem Betriebsrat, erklärt der VP-nahe Fiedler, ein Erfolg gelungen: Die Geschäftsführung habe sich endlich bereit erklärt, von den rund 1700 ständigen freien Mitarbeitern 1200 in ein Angestelltenverhältnis (davon 1000 in ein unbefristetes) zu übernehmen. Der Etikettenschwindel seit 1994, dem Beginn der Ära Zeiler, würde damit beseitigt. Denn die ORF-Spitze hätte immer wieder behauptet, sie würde Posten einsparen. Doch sei es nur zu einer Verlagerung gekommen: Die Reduzierung der Angestellten hätte ein Anwachsen der freien Mitarbeiter nach sich gezogen. Man wird sich von vielen Freien trennen müssen ... Diese Erhöhung von rund 2600 auf 3800 soll, fordert Fiedler, im Dienstpostenplan festgeschrieben sein. Die Geschäftsführung will aber nur einwilligen, wenn die Gleich-stellung "kostenneutral" sei. Konsequenz: Bei Vollzeitverträgen benötigt man, wie Wolfgang Buchner, der Leiter der Administration, vorrechnet, insgesamt weniger Mitarbeiter. Sprich: Man wird sich von vielen Freien trennen müssen. Auf eine Ziffer lasse sich das aber nicht "herunterbrechen." Unbernehmensberatungen engagiert Um Einsparungsmöglichkeiten zu evaluieren, will man sich auch der Hilfe von Unternehmensberatungen versichern. Kürzlich präsentierte sich unter anderem die Boston Consulting Group, die n-tv ein Radikalprogramm verordnet hatte. Sie könnte für den Aktuellen Dienst zu Rate gezogen werden. Denn die "erheblichen Einsparungen", die nötig seien, konnten nur zum Teil durch Nicht-nachbesetzungen, die Vollauslastung des Newsrooms (durch die Aufgabe von Studios) und Strukturveränderungen erzielt werden. (Thomas Trenkler/DER STANDARD; Printausgabe, 31.10.2002)