Manowar am Cover ihrer "Anthology"

Foto: Connoisseur Coll. Records

Wenn dann noch Conan im nordischen Sagenreich seine Muckis zeigt, wird es richtig lustig.

Wien – Weil Musik immer auch etwas Tragisches an sich hat, wird sie oft unfreiwillig komisch. Das New Yorker Heavy-Metal-Quartett Manowar ist zum Beispiel seit zwanzig Jahren wahlweise zum Davonlaufen, auf jeden Fall aber zum Schreien lustig: Haare bis zum Popo und ganz hart und macho in Leder, beim letzten Wien-Besuch aber Konzertabbruch, weil einer aus dem Publikum einen Plastikbecher auf die Bühne geworfen hat. Mama, bitte, der böse Mann hat mich nassgespritzt!

Was hier gleich nach einer den Ring des Nibelungen charmant umkreisenden Heimorgel-Ouvertüre über den Wiener Prater hereinbricht? Ohne Geiseln zu nehmen werden hier die Themenbereiche letztes Gefecht, Gewalt im Spiegel der Frühgeschichte mit einem Diplom in Conan I und Conan II sowie Wissenwertes aus der nordischen Kampftrinkerzone Walhalla mit primitivistischem Metal zusammengeführt. Das ist eine Kabarettveranstaltung, die das Leben nach zu viel Fantasy-Comics geschrieben hat. Nur darf das weder jemand auf noch vor der Bühne wissen.

Unter gar keinen Umständen lachen im Saal! Das hier ist ironiefreie Zone. An unseren T-Shirts sollt ihr uns erkennen! Das aktuelle Angeberleiberl zur laufenden Tour wird übrigens von einem Conan-Verschnitt mit nacktem Oberkörper und Supermuckis geziert, der die amerikanische Flagge schwenkt. Auf dem Rücken steht: "Warrior of the world". Globalisierung kann auch deppert sein.

Die Verhaltensmaßregeln bei einem Manowar-Konzert lauten weiter: Die Band nicht mit Groupies füttern! Die sollen sich zu Hause in den Fjorden von Brooklyn selber bemühen, mit der Keule eine Frau zu jagen. Außerdem sind ihre Egos in der Hose schon groß genug. Dann auch: Den direkten Blickkontakt mit den Stars meiden – weil da holt einen sonst zur Strafe der nordische Kriegsgott Odin und schreibt mit dem Schwert gehässige Runen wie "Ich bin ein Lulu" in deinen Körper.

Nicht die Ohren zuhalten! Das hier muss so sein. Laut Guinness-Rekordbuch ist das die lauteste Band der Welt. Die Schmerzgrenze beginnt bei 129 Dezibel. Manowar fahren mit bis zu 160 Dezibel. Das ist so, wie wenn sich in deinem Garten eine Boeing 747 einparkt. Manowar sind laut. Wir sind hart. Und Männer. Männer weinen nicht. Dafür hat man Frauen. Männer halten sich also nicht die Ohren zu. Wenn etwas so laut ist, dass das Bier im Magen wegen der Bassfrequenzen bedenklich schwappt, muss man positiv denken: Man hört nicht so viel von den Texten. "Here I see you stand from all around the world, waiting in a line to hear the battle cry. All are gathered here, victory is near. The sound will fill the hall, bringing power to us all."

Die erste Strophe ihres Hits Warriors Of The World (United) war ja schon nicht schlecht. Und auch Brothers Of Metal, Kings Of Metal und The Gods Made Heavy Metal sowie die Motorradfahrten auf der Bühne mit Mikrofon im Auspuff, damit es ordentlich rappelt in der Kiste, die hatten was.

Schön blöd

Lustig auch Kill With Power oder das walhallische Panorama Black Wind, Fire And Steel. Wer etwas lernen will: Tor Age Bringsvaerd hat heuer ein dieses dumpfe Image der nordischen Götter zurechtrückendes Buch veröffentlicht, Die wilden Götter. Das ist gut, weil darin wird auch nicht mit Kastratenstimme verbreitet: "We alone are fighting for metal that is true. We own the right to live the fight, we're here for all of you. Now swear the blood upon your steel will never dry, stand and fight together beneath the battle sky." Neben Alf Poier das Beste, wenn es um Musik und schön blöd geht. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.11.2002)