Maximilian Melcher ist 80-jährig einem Krebsleiden erlegen

Foto: Hubmann (Ausschnitt)

Mit Maximilian Melcher hat Österreich einen großen Lehrer verloren. Seine Arbeit als Professor an der Akademie der bildenden Künste hat mehrere Generationen österreichischer Maler und Grafiker geprägt.

Wien – Das Prinzip "Meisterklasse" an Kunstakademien produziert oft genug "Meisterschüler". Und die bleiben dann ihr Leben lang dem Geist des gnädig lehrenden Genies verhaftet. Als Apostel illustrieren die derart Getäuschten dann Lebenswerke lang fremdes Bewusstsein.

Und dann gibt es da noch die anderen Eitlen, die manischen Kampfpädagogen, die ihren Schülern so lange flache Kopien ihrer selbst abverlangen, bis die revoltieren. Den wenigen, die das auch tun, wird dann der Segen erteilt, der Freibrief zum "Künstler". Den an der Brachialmethode Zerbrochenen, der Mehrheit, so sagt der Meister dann, hätte er Gutes getan, die hätten im heftigen Gestöber der Kunstwelt ohnehin nicht durchgeblickt, die wären untergegangen. Schon beim Posing.

Und dann gibt es noch ganz Seltene. Die wagen es, Meister zu sein und doch nicht dauer-erigiert. Die sind – unfassbar – wenig an sich selbst interessiert. Und sagen dann eben so Sachen wie: "Je weniger ich für mich gearbeitet habe, umso besser sind die Studenten geworden. Das Um und Auf in diesem Geschäft ist: Derjenige, der rauskommt, muss besser sein als ich, und die guten Leute sind besser geworden." Maximilian Melcher war so einer. Und von dem stammt auch der zitierte Satz. Und es sei – in seinem Sinne eher nebenbei – angemerkt: Er war trotzdem ein guter Künstler. Der hat Generationen junger Österreicher Mut gemacht, ohne sich Sogen zu machen, dass er damit ja wohl die eigene Konkurrenz füttert.

Acht Jahre lang hat er das sogar als Oberster vom Schillerplatz getan, als Rektor. Und damit so einiges angerichtet: Siegfried Anzinger, Tone Fink, Wolfgang Herzig, Edelbert Köb, Kurt Kocherscheidt, Richard Kriesche, Peter Pongratz, Meina Schellander, Hubert Schmalix, Turi Werkner, Robert Zeppl-Sperl und Gunter Damisch. Letzterer hat 1992 die Klasse seines Lehrers übernommen. Maximilian Melcher starb am 31. Oktober. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.11.2002)