Foto: Filmladen
Dänemark hat die "Dogma"-Marke erfunden, Schweden mit Lukas Moodysson einen Erfolgsregisseur, und Norwegen weist nun mit Elling einen Film vor, auf den (auch) gut das Etikett "feel-good-movie" passt.

Erzählt wird die Komödie einer Resozialisierung anhand zweier Psychatrieinsassen, die entlassen werden, um fortan eine gemeinsame Wohnung zu teilen: Der Titelheld, Elling (Per Christian Ellefsen), leidet unter Agoraphobie - schon die alltäglichsten Dinge des Lebens (einkaufen, telefonieren, öffentliche WCs benützen) erscheinen ihm als unüberwindliche Hindernisse. Sein bärenstarker Wohnungsgenosse Kjell Bjarne (Sven Nordin) wird hingegen bloß von zwei Trieben - Essen und Sex - beherrscht.

Petter Naess' Regie stellt sich auf die Seite der beiden Außenseiter, mit viel Sympathie für deren Ticks; zugleich übt er ironisch Kritik an seinem Wohlfahrtsstaat (über einen antiautoritären Sozialarbeiter), dessen Hilfeleistungen sich darauf beschränken, die beiden sich selbst zu überlassen. Therapie gelingt in Elling denn auch nicht von oben, es liegt mehr an der Eigeninitiative der WG-Freunde, sich (selbst und gegenseitig) zu Erfolgen anzustacheln.

Der Film übersetzt die zwischen Euphorie und Enttäuschung wechselnden Stimmungen der Helden mit einer launigen Handkamera - bereits eine Konvention des skandinavischen Kinos - und dem eher enervierenden Off-Kommentar Ellings. Das Einfühlungsvermögen des Films, sein Plädoyer für solidarisches Handeln werden so leicht überstrapaziert: Große Nähe kann manchmal auch abstoßend wirken. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2002)