Foto: Standard/ Matthias Cremer
Wien - Die Ersten haben das Spiel schon hinter sich: Mitarbeiter samt Möbel raus. Fenstertausch binnen eines Tages. Dann Mitarbeiter und Möbel wieder rein. Das ist der Takt in dem das Neue Institutsgebäude, im Uni-Jargon seit Jahrzehnten kurz "NIG" genannt, nun saniert wird. Nach dem anfänglichen Unmut über diese Arbeitsunterbrechung bleibt ein Professor am Geografie-Institut aber doch gelassen: "Sie scheinen das gut im Griff zu haben." Die nächsten der rund 30 Institutsmitarbeiter warten schon auf die Aufforderung zum Platzmachen für die Fenstermaurer. Für dieses "Raus-rein nach Takt" ist Franz Schwendemann von der Bundesimmobiliengesellschaft verantwortlich. Es muss jetzt alles rasch gehen, weil man "wegen Vergabeproblemen" bei den Bauaufträgen mit der Sanierung nicht mehr im Sommer - und damit der vorlesungsfreien Zeit - beginnen konnte. Den Arbeiten im regnerischen Herbst kann Schwendemann aber auch Positives abgewinnen: "Da sind wenigstens alle Leute da." Wer die Büros ausräumt, bevor die Maurer kommen, ist damit klar. Millionensanierung Vor drei Wochen wurde also die Generalsanierung des seit langem desolaten NIG begonnen. 4,75 Millionen Euro werden dafür ausgegeben. Das Haus als "desolat" zu bezeichnen ist in den vergangenen Jahren weder Mitarbeitern noch Studenten schwer gefallen. Vor etwas mehr als einem Jahr ist die Decke im Hörsaal 1 während einer Vorlesung zu Boden gedonnert. Eine gefährliche Episode in der fast siebenhundertjährigen Geschichte der Universität, von der jetzt Erstsemestrige wohl kaum mehr wissen. Seit mehr als zwei Jahren ist das Haus überhaupt hinter einem Gerüst und Planen versteckt. Aus Sicherheitsgründen, weil immer wieder Steinplatten der Fassade abgestürzt sind. Die Bolzen zur Verankerung halten an dem 1962 errichteten Institutsgebäude heute schlecht. Eine Erhaltung der Steinverkleidung ist "wirtschaftlich nicht vertretbar", heißt es in einem Gutachten. Statt bisher steingrau wird das NIG künftig freundlicher in Beige den Gründerzeitbauten rundherum farblich angepasst. "Tuffartiges" widerstandsfähiges Gestein wurde dafür von Architekt Alexander Kopper vom Büro Ortner & Ortner ausgewählt. Ebenfalls zum freundlicheren Erscheinungsbild soll die Anordnung der Fenster beitragen. Sie werden geschoßhoch und versetzt eingebaut. Die Loggien entlang der Rathaus- und der Ebendorferstraße werden lichtdurchlässig verbaut. Innen sieht das Neue Institutsgebäude der Universität Wien dagegen schon jetzt aufgeräumt aus. Die Wände in den Endlosgängen in den Instituten sind praktisch frisch gestrichen. Alles weiß, dazu blaue oder rot-gelbe Türrahmen. Seit dem Auszug einiger Institute auf den Universitätscampus beim alten AKH ist die Platznot gemildert. Der hölzerne Paternoster zuckelt noch immer in der Endlosschleife von Stockwerk zu Stockwerk. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD, Printausgabe, 4.12.2002)