Twenty-4 von Patek Philippe

Villeret Automatik 40 von Blancpain

Classic Wave von Chronograph von Ebel

Cartier

Ohne Design geht nichts. Auch Uhren wurden schon von jeher gestaltet. Allerdings gab es bei den Taschenuhren hinsichtlich der äußeren Form im Grunde genommen niemals ernsthafte Diskussionen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen waren und blieben sie rund. Rund wie die Werke, welche in ihnen tickten, rund wie jene Kreise, welche die beständig rotierenden Zeigerspitzen beschreiben. Erst die Armbanduhr, die sich im 20. Jahrhundert sukzessive zum Synonym für tragbare Zeitmesser entwickelte, brachte frischen Wind in die Szene. Sie passte ideal zur Ära des Aufbruchs, der Befreiung von überkommenen Zwängen und der geschlechtlichen Emanzipation. Und damit konnte es fast nicht ausbleiben, dass die ans Handgelenk geschnallten Zeitmesser den Diktaten der Mode und den Strömungen des Zeitgeists unterworfen wurden. Hier schlug nun die Stunde der professionellen Gehäuse- und Zifferblattdesigner. Ihnen oblag es, Trends einzufangen und gestalterisch umzusetzen. So standen die zwanziger Jahre im Zeichen der Fassform, eleganter Tonneau genannt. In den dreißiger und frühen vierziger Jahren dominierte das Rechteck. Dann förderte das Streben nach flachen und / oder wasserdichten Zeitmessern ein Revival des Runden. Die 1950er- und 1960er-Jahre erwiesen dem Quadrat ihre Ehrerbietung. Nach schöpferischen Auswüchsen in den Siebzigern ist heute Formen- und Designpluralität angesagt. Erlaubt ist, was gefällt. Opulente Sportlichkeit, üppige Pracht und gestalterischer Minimalismus ringen um die Käufergunst. Zu den ältesten Uhrenmarken der Welt zählt zweifellos Blancpain. Die Gründung geht auf das Jahr 1735 zurück. Weniger bekannt ist freilich, wann exakt Uhren dieser Signatur auf der Bildfläche erschienen. Auf jeden Fall waren diese von schlichtem, auf das Wesentliche reduziertem Äußeren. Der altbewährte Designergrundsatz, dass die Form der Funktion zu folgen hat, galt damals ganz natürlich. Schließlich eigneten sich Drehbänke vornehmlich zur Herstellung runder Objekte. Ganz in diesem Sinne gibt sich auch die Blancpain-Linie "Villeret", welche an den Ort der Firmengründung im abgeschiedenen Westschweizer Jura erinnert, gestalterisch ausgesprochen zurückhaltend. Tribut ans 21. Jahrhundert sind ein stattlicher Gehäusedurchmesser von 40 mm, ein flaches, 4,6 mm hohes Automatikwerk vom Kaliber 7663 sowie ein kleiner Zeiger bei der "6". Der wandert innerhalb von 30 Sekunden über die Skala eines Kreissegments. Am Ende angekommen, springt er blitzartig nach links zurück. Uhrmacher sprechen hierbei von einer retrograden Indikation. Die Klage des brasilianischen Lebemanns Alberto Santos-Dumont, dass er am Steuer seines Fluggeräts die Zeit mit der Taschenuhr nicht gut unter Kontrolle habe, inspirierte Louis Cartier 1907 zur Kreation der bis heute erhältlichen Cartier "Santos". Hiermit leistete der Designer den wohl entscheidenden Beitrag zur Emanzipation der Armbanduhr vom Taschenuhr-Design. Diese Erkenntnis trifft auch auf die rechteckige, 1918 vorgestellte "Tank L.C." zu. Die ungemeine Tragweite dieses Entwicklungsschritts stellte sich in den 1930er- Jahren heraus, als alle Welt rechteckige Art-Déco-Modelle verlangte. Als Reminiszenz an einen der bedeutendsten Uhrendesigner kann die neue "Tank Divan" gelten. Ein quarzgesteuertes Opus chronometricus mit ausgeprägter Breitendominanz. Ursprünglich wandten sich Uhren dieser Art an Automobilisten, welche ihre Hand während des Chauffierens nicht vom Lenkrad nehmen und trotzdem die Zeit unmittelbar ablesen mochten. Deshalb befand sich der Zeitmesser an der schmalen, dem Körper zugewandten Rundung des Handgelenks. Für den Erfolg oder Nicht-Erfolg von Armbanduhren gibt's ganz unterschiedliche Begründungen. Ob designorientierte Luxus-Zeitmessern reüssieren, hängt sicher auch von ihrem Wiedererkennungswert ab. Mit anderen Worten: Armbanduhren dieser Art müssen sich allein schon anhand ihrer äußeren Gestalt identifizieren lassen. Darum wissen auch die Verantwortlichen im Hause Ebel, das sich seit 1911 mit der Kreation von Armbanduhren beschäftigt. Me-too-Produkte ohne besondere Ausstrahlung waren noch nie Sache des in der Jurametropole La Chaux-de-Fonds beheimateten Unternehmens. Der gigantische Aufstieg in die zeitbewahrende Upperclass erfolgte freilich erst 1977, als Gründer-Enkel Pierre-Alain Blum das Markenprofil durch ein augenfälliges Design spürbar schärfte. Untrügliche Erkennungsmerkmale: ein spezifisches Gehäuse-"Rund" sowie die Arretierung des Glasrands mit Hilfe von fünf Schrauben. Diese gestalterischen Feinheiten leben beispielsweise in der "1911 Senior" fort, einer markanten Armbanduhr mit Automatikwerk und kleinem Sekundenzeiger bei der "9". Ihre erste Schmuck-Armbanduhr fertigte die 1839 gegründete Luxusuhren-Manufaktur Patek Philippe bereits 1868. Bei der 130 Jahre später lancierten "Twenty-4" setzt Patek Philippe trotz des Mechanik-Booms auf Elektronik. Hierfür findet Präsident Philippe Stern eine gleichermaßen klare wie plausible Begründung: "Zum einen passen aktuelle mechanische Werke nicht in die relativ kleinen Gehäuse. Ferner besitzen Frauen in der Regel mehr als eine Armbanduhr. Quarzuhren bewahren die Zeit auch dann noch sehr genau, wenn sie längere Zeit im Tresor liegen." Der ungemeine Erfolg dieser ausgesprochen femininen Armbanduhr überraschte übrigens selbst den Boss. Die Kombination von edlem Stahl mit Brillanten hat es bei den noblen Genfern noch nie gegeben. Für Philippe Stern ist diese interessante Paarung indessen nichts Ungewöhnliches. "Mit Brillanten besetzte Stahl-Armbanduhren sind wunderschöne und gleichzeitig ungemein praktische Schmuckstücke. Sie können zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie in allen Lebenslagen getragen werden." Deshalb auch der Name "Twenty-4". (DER STANDARD/rondo/Gisbert L. Brunner/6/12/02)