Wien - Er gehört zum engsten politischen Vertrautenkreis Wolfgang Schüssels: Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer könnte dem Bundeskanzler in der nächsten Legislaturperiode einen Freundschaftsdienst erweisen und den innerparteilich zweitwichtigsten Posten übernehmen: jenen des ÖVP-Klubobmannes.

Denn "Zuchtmeister" Andreas Khol möchte der - zumindest dem Protokoll nach - zweitmächtigste Mann im Staate werden. Am 18. Dezember wird im ÖVP-Klub über den Kandidaten für den ersten Nationalratspräsidenten (zuletzt: Heinz Fischer, SPÖ) abgestimmt, der seit dieser Wahl der ÖVP als stimmenstärkster Partei zufällt.

Womit der Posten des Klubobmannes in der nächsten Legislaturperiode vakant ist. Molterer, der nach außen stets freundlich und konsensual wirkt, habe innerparteilich Durchsetzungsfähigkeit, heißt es. Im Landwirtschaftsressort wird eine derartige Rochade allerdings dementiert.

Auch im Bauernbund werden Hinweise auf Molterers Wechsel ins Parlament als "Gerüchte, nichts als Gerüchte" abgetan. Hinter vorgehaltener Hand ist jedoch schon zu hören, dass Molterers Haus wohl bestellt wäre, um einem Nachfolger übergeben zu werden. Der sitze sogar schon im Haus, nämlich mit einem Fünfjahresvertrag als Genersekretär: Werner Wutscher, Sohn des Kärnter Landwirtschaftskammerpräsidenten Walfried Wutscher, war im Jahr 2000 von Molterer vom Zuckerkonzern Agrana geholt worden, um die Fusion des Landwirtschaftsministeriums mit dem Umweltressort zu organisieren.

Für Wutscher sprechen zwei Faktoren: Seine geographische Herkunft hilft bei der Machtbalance in der ÖVP-Mannschaft (was gleichzeitig gegen Ministerehren für den niederösterreichischen Landesrat Plank spricht) - und die Gewohnheit von Molterer, enge Mitarbeiter zu Nachfolgern aufzubauen.

Auch dem erfolgreichen VP-Wahlkampfmanager Reinhard Lopatka wird bereits eine Karriere in der Bundespolitik prophezeit. Noch ist er steirischer Klubobmann, er wird derzeit aber als Generalsekretär oder sogar mögliches Regierungsmitglied gehandelt. Sein Steckenpferd "Entwicklungspolitik" könnte er beispielsweise als Staatssekretär im Außenamt einbringen - etwa in einer schwarz-grünen Koalition. (cs, mon/DER STANDARD, 6.12.2002)