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Noch ist Strom in Österreich im Vergleich zu Deutschland deutlich billiger. Mittelfristig wird der Energiepreis aber auf das viel höhere deutsche Niveau klettern.

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Wien - Die Preisreduktion in Wien verdanken die Kleinkunden der bundesweiten Vereinheitlichung der Ökostromzuschläge. 2003 müssen die Kunden für Grünstrom einen Aufschlag von 0,27 Cent je Kilowattstunde berappen, derzeit sind es 0,7427 Cent. Tendenziell gehen die Großhandelspreise aber nach oben.

Die Tiwag wird deshalb den Energiepreis ab Jänner um zehn Prozent anheben, unterm Strich entspricht das einer Verteuerung von drei Prozent, sagte Tiwag-Chef Herbert Hönlinger. Rund 60 Prozent des Rechnungspreises entfallen nämlich auf das Netz sowie auf Steuern und Abgaben. Die Tiwag begründet die Erhöhung mit dem starken Preisabstand zu Deutschland und Italien. Dazu komme der Preissprung im europäischen Stromhandel.

Annäherung an Deutschland

Seit 2000 seien die Handelspreise zwischen 60 und 80 Prozent geklettert. "Die Erhöhung der Vorkosten betrifft ausnahmslos alle Versorger und ist nicht zu kaschieren. Dagegen nützen auch Zusammenschlüsse nichts", sagte Hönlinger. Weil die Preise so schlecht seien, habe man die Akquisition von neuen Kunden in Österreich stark heruntergefahren und versuche mehr Strom in Italien und Deutschland zu liefern. Was dazu kommt: Das saisonübliche winterliche Preishoch sei 2002 schon früher gekommen. Bewahrheiten sich Hönlingers Prognosen, müssen sich Endkunden mittelfristig auf weitere Verteuerungen einstellen: "In spätestens zwei Jahren hat Österreich das gleiche Preisniveau wie Deutschland."

Stromregulator Walter Boltz kann die Berufung der Tiwag auf den Preisabstand zu den Nachbarländern nur teilweise nachvollziehen. Die Großhandelspreise würden derzeit bei rund 28 Euro pro Megawattstunde liegen, das entspreche dem Stand des Vorjahres. Die Preise in Deutschland seien zwar zwischen zehn und 14 Prozent höher als in Österreich, allerdings sei die Frankfurter Strombörse EEX sehr illiquid und eng und anfällig für Manipulationen.

"Nicht darstellbar"

"Eine Erhöhung von mehr als fünf Prozent beim reinen Energiepreis ist nicht darstellbar", versucht Boltz den Anhebungsgelüsten einen Riegel vorzuschieben: "Die Versorger versuchen den Preis nach oben zu reden. Das ist aber nicht leicht zu argumentieren." Sowohl die EVN als auch die Vorarlberger VKW wollen ihre Preise um 0,2028 Cent erhöhen. Boltz ärgert sich, dass beide Unternehmen diese Erhöhungen unter dem Deckmantel des Ökostromgesetzes durchführen wollen. (Clemens Rosenkranz, DER STANDARD, Printausgabe 7.12.2002)