Laibach/Wien - In einem Kommentar unter dem Titel "Schwarz-schwarzes Österreich" beleuchtet die linksgerichtete Laibacher Tageszeitung "Dnevnik" am Sonntag die politischen Machtverhältnisse in Österreich nach den Nationalratswahlen vom 24. November. Den "Schwarzen" - gemeint ist die ÖVP - sei es bei der Wahl gelungen, "gar um fünf Prozent der Stimmen die ewig ersten Sozialdemokraten zu überholen". Doch dieser Sieg sei nur ein "dicker Extrabonus zur Macht und Stärke, die die Volkspartei in der Alpenrepublik schon hat". Außerhalb des Parlaments und der Regierung sei die ÖVP so einflussreich wie noch nie zuvor. Neben dem Kanzler komme nämlich auch Bundespräsident Thomas Klestil aus dem "schwarzen Lager", auch die Präsidenten von Verfassungsgerichtshof, Rechnungshof und Oberstem Gerichtshof. Als stärkste Partei werde die ÖVP nun auch den Nationalratspräsidenten stellen. Dazu kämen sechs der neun Landeshauptleute, 64 der 84 Bezirkshauptleute und rund 1.600 der 2.360 Bürgermeister, zählt "Dnevnik" weiter auf. Auch ORF-Generaldirektorin Monika Lindner sei "bekanntermaßen schwarz", ORF-Chefredakteur Werner Mück nach Eigendefinition "politisch fünf Zentimeter rechts der Mitte". Im ORF-Stiftungsrat sei die ÖVP mit 16 der 35 Mitglieder nur wenig von der absoluten Mehrheit entfernt. Weitere Schwarze seien Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl sowie die Vorsitzenden der Industriellenvereinigung und der Landwirtschaftskammern, der Nationalbankgouverneur und "als I-Tüpfelchen" auch EU-Kommissar Franz Fischer. "Auch ohne die aufgezählten Tatsachen ist unschwer festzustellen, dass Österreich trotz der jahrelangen Herrschaft der Sozialdemokraten ein konservativer Staat ist. Die Wahlen brachten den Parteien links der Mitte nur von 1971 bis 1979 eine Mehrheit. Die jetzt so offensichtliche Übermacht der Konservativen erinnert aber schon an bayerische Verhältnisse", zitiert "Dnevnik" das Nachrichtenmagazin "profil". (APA)