Strasser warnt vor "zweitem Knittelfeld" In der ÖVP steht man der FPÖ auch nach deren Sonderparteitag von Sonntag skeptisch gegenüber. Ob mit Herbert Haupt als Obmann nun Stabilität einkehre, bleibe abzuwarten. Eine Neuauflage der schwarz-blauen Koalition wird dennoch nicht ausgeschlossen.

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Wien/Klagenfurt - Bisher hat die ÖVP eine Neuauflage von Schwarz-Blau zwar nicht ausgeschlossen, aber an der Verlässlichkeit des bisherigen Koalitionspartners gezweifelt. Hat sich das durch den FPÖ-Sonderparteitag verändert? - Nein, sagt ÖVP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat im STANDARD-Gespräch: "Ich lasse mich auf keine Spekulationen ein. Für uns ist wichtig, was bei den kommenden Gesprächen mit der FPÖ in den Sachbereichen herauskommt, etwa in der Europafrage. Und dann werden wir sehen, ob Haupt etwaige Ergebnisse in der eigenen Partei durchbringt." Vorher will Rauch-Kallat die FPÖ nicht bewerten - und betont nur: "Für uns ist wesentlich, wie verlässlich die FPÖ ist. Das ist derzeit nicht zu beantworten."

Pragmatisch gab sich Innenminister Ernst Strasser. Er erklärte zu möglichen Koalitionen, dass ihm "jeder als Partner recht" sei. Bei einer Neuauflage der schwarz-blauen Koalition müsse man allerdings "Vorsorge treffen, dass es kein zweites Knittelfeld gibt", sagte Strasser. Gleichzeitig stellte er die Frage in den Raum: "Wer kann das ausschließen?" Auch zur Zukunft von Jörg Haider wollte sich Strasser auf keine Prognosen einlassen.

Elisabeth Zanon-zur Nedden, stellvertretende Obfrau der ÖVP, beurteilt die Situation der FPÖ skeptisch: "Die FPÖ hat sich nicht verändert", man werde sehen, wie sich die Verhandlungen entwickeln, sagte sie im Mittagsjournal. Und die Person Haiders? Dieser sei derzeit in der Bundespolitik "nicht existent", meinte Zanon. Ihr wäre am liebsten, wenn Haider in der Politik keine Rolle mehr spielte.

Der stellvertretende Klubobmann, Michael Spindelegger, meinte, er könne als "Außenstehender" nicht beurteilen, ob mit der Wahl von Herbert Haupt zum Obmann nun Stabilität in der FPÖ einkehre. Er rechnet damit, dass es erst im Jänner zu "substanziellen Gesprächen" bei der Regierungsbildung kommen werde. Jetzt bleibe abzuwarten, in wie fern "andere Kräfte" in der FPÖ einen "neuen Anlauf" nehmen würden. (eli, pm/DER STANDARD, Printausgabe, 10.12.2002)