Bild nicht mehr verfügbar.

Bis 14.12. im Haus der Musik.
Foto: APA/PFARRHOFER Herbert
Wien - Wie beim Welterfolg Mahagonny, zu dem Weill die Musik verfasste, geht auch in der Beziehung zu seiner wichtigsten Interpretin, Muse und zweimaligen Ehefrau, Lotte Lenya, keine der Deutungen ganz auf. Umso interessanter war es für Regisseurin Elfriede Ott, aus diesem schillernden, energiegeladenen Verhältnis eine aufregende, sottisenreiche Soloperformance Ich liebe dich nicht zu gestalten. Die Sopranistin Anita Ammersfeld interpretiert dabei Weillsche Klassiker der 20er-, 30er- und 40er-Jahre, darunter den Song der Seeräuber-Jenny, den Septembersong und My Ship, jeweils in kleine biografische Szenen gesetzt. Für den sinnvollen dramaturgischen Wechsel zwischen Dialogen - die von Hans Christian gesprochenen Weill-Zitate werden aus dem Off eingespielt - und Musik sorgt Georg Markus. Nicht ohne Ironie: Weill hatte die Chuzpe, so die pikierte Lenya später, einen Brief an eine neue Angebetete zu schreiben, der akkurat den gleichen Wortlaut besaß wie jener damals an sie. Auch an Brecht lässt die gebürtige Österreicherin kaum ein gutes Haar. Wenn auch der oben genannte Song eine Art Höhepunkt darstellt, kann der 70-minütige Abend als eine Hommage an Kurt Weill verstanden werden, an sein Leben, seine Liebe(n) und seine Musik. Aus der Sicht einer kritischen Frau, die gewohnt war, Tacheles zu reden. (hen/DER STANDARD, Printausgabe 11.12.2002)