Martin Scorsese darf nach den zahllosen Troubles rund um sein Geschichtsepos nun Oscar-Träume hegen
Redaktion
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New York - Das nach zahllosen Verzögerungen mit Spannung erwartete Filmepos "Gangs of
New York" von Martin Scorsese ist in der Nacht zum
Dienstag bei der Premiere von einem Star-Aufgebot an geladenen Gästen
gefeiert worden. Scorsese und die Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio,
Daniel Day-Lewis und Cameron Diaz wurden in New York von prominenten
Kollegen mit Glückwünschen überhäuft; Träume hinsichtlich der 75. Oscar-Verleihung im März bleiben vorerst lebendig.
"Traumprojekt", opulent bebildert
In dem Mammut-Streifen, um den sich zuletzt wilde Gerüchte über eine
Explosion der Produktionskosten und handfeste Streits rankten und den Scorsese schließlich auf 2 Stunden und
45 Minuten eingekürzt hatte, behandelt der Regisseur Machtkämpfe
rivalisierender Banden und die Komplizenschaft zwischen korrupten
Politikern und Unterweltbossen im New York um 1860.
Der deutsche
Kameramann Michael Ballhaus habe Scorseses "Traumprojekt in opulente Bilder umgesetzt", hieß es in Rundfunk-Kritiken
am Morgen nach der Premiere. Der Film und seine wichtigsten
Darsteller seien auf jeden Fall "oscarverdächtig". Bereits zuvor
hatte der US-Kritikerverband ihn zu den mit Abstand wichtigsten
Filmen des Jahres gezählt und für Auszeichnungen empfohlen.
09/11 und "unglaubliche Stories"
Für das Rennen um die begehrten Preise der US-Filmakademie war das
Epos eigentlich schon im vergangenen Jahr im Gespräch gewesen.
Scorsese und die Produktionsfirma Miramax zogen es unter anderem mit Rücksicht auf die Gefühlslage in der Stadt nach
den Terroranschlägen vom 11. September 2001 jedoch zurück. Zudem
hatte Scorsese immer neue Wünsche für Änderungen, die nach Insider-
Angaben den Kostenrahmen von 100 Millionen Dollar sprengten und zum
Streit mit Miramax-Chef Harvey Weinstein führten.
"Schon als Kind, das im Süden von Manhattan aufwuchs, war ich
versessen auf die Geschichten über Old New York", sagte Scorsese
Journalisten. Er habe sich später intensiv mit der in Vergessenheit
geratenen Periode der Bandenkriege vor dem Hintergrund von sozialen
Unruhen wegen der Zwangsrekrutierungen für den amerikanischen
Bürgerkrieg beschäftigt. Dabei sei er auf "unglaubliche Stories" über
das Leben der hart arbeitenden Massen und über die Wellen von
Immigranten gestoßen, die seinerzeit die Straßen überschwemmt hätten.
Das habe er unbedingt verfilmen wollen. "Dies sind die Geschichten
der Herausforderung Amerikas und all dessen, wofür das junge Land
stand. Es sind die Geschichten unserer Wurzeln."
In den US-Kinos startet "Gangs of New York" am 20. Dezember, in
Japan und anderen Ländern kurz darauf. In Österreich ist der
Kinostart für den 21. Februar 2003 vorgesehen. (APA/dpa)
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