Wien/Linz - Abenteurer bitte draußen bleiben oder anders formuliert: Die Abenteurer bitte nicht mehr in eine Regierung hineinholen, "denn eine Regierung bedeutet eine Vierjahresperiode zum Arbeiten und ist kein Abenteuerreiseunternehmen." Josef Pühringer, oberösterreichischer Landeshauptmann und einflussreicher ÖVP-Politiker, umschreibt metaphorisch die von ihm bevorzugte Koalitionsvariante, ohne sie explizit auszusprechen. Pühringer, der als Anhänger einer großen Koalition zwischen ÖVP und SPÖ gilt, das aber niemals während laufender Koalitionsverhandlungen - anders als sein Tiroler Amtskollege Herwig van Staa, der sich am Mittwoch klar gegen eine Neuauflage von Schwarz-Blau ausgesprochen hat - fordern würde, nennt im STANDARD-Gespräch als Koalitionsvoraussetzungen "größtmögliche inhaltliche Übereinstimmung, Verlässlichkeit und Berechenbarkeit". Und grenzt damit die Kandidatenrunde deutlich ein. Gefragt, ob die FPÖ nach ihrem Parteitag in Salzburg die geforderte Verlässlichkeit und Berechenbarkeit bieten könne, ist Pühringer mehr als skeptisch: "Da hat der Parteitag noch nichts verändert. Ein Parteitag macht eine Partei noch nicht verlässlicher oder berechenbarer. Das wird man in den nächsten Wochen und Monaten noch sehr genau beobachten müssen." Andererseits hält der oberösterreichische ÖVP-Landeschef das Ultimatum seines unausgesprochenen Wunsch-Regierungspartners SPÖ an die Volkspartei, sich noch vor Weihnachten auf Verhandlungen mit einer Partei festzulegen, "in der derzeitigen Situation am Beginn der Gespräche für nicht hilfreich". Um anlässlich des offen bekundeten Unmuts der Sozialdemokraten über den als Affront empfundenen DIN- A4-Zettels mit dem Kassasturz zu sagen: "Alle müssen zu Gesprächen bereit sein, aber das Gespräch muss auch mit allen ordentlich geführt werden." Pühringers Zusatzbotschaft an die SPÖ: "Ich appelliere an die Roten, sich nicht zu verweigern." (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.12.2002)