Wien - Österreich habe beim Gipfel in Kopenhagen in Sachen Transit und Temelin wegen mangelnder Vorbereitungen nicht das Optimum herausholen können, kritisierte der stellvertretende SPÖ-Chef Nationalratspräsident Heinz Fischer Sonntag in der ORF-"Pressestunde". Er verwies darauf, dass die Aussagen sowohl von ÖVP als auch von FPÖ im Wahlkampf über die beiden Themen "sehr anders waren als das, was jetzt herausgekommen ist". Dass Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) seine Drohung wahr machen wird, den Erweiterungsvertrag nicht zu unterzeichnen, sollten Österreichs Forderungen nicht noch erfüllt werden, bezweifelte Fischer. Der Bundeskanzler werde sich wohl "noch sehr sorgfältig überlegen müssen", ob er im April das "historische Vertragswerk" unterschreibt oder nicht. "Wenn Österreich als einziges unter 14 anderen EU-Mitgliedern und zehn Kandidaten den Prozess der Erweiterung aufhält, müsste man eine sehr breite Basis in Österreich haben und sorgfältig nachdenken, was uns das alles kosten könnte", meinte Fischer. Er hofft, dass bis zum April noch repariert werden kann, was in Kopenhagen nicht gelungen ist. Differenzen Zu den Differenzen zwischen den Wahlkampf-Aussagen von ÖVP und FPÖ und dem Verhandlungsergebnis meinte Fischer: Die Verankerung des Melker Prozesses samt Einklagbarkeit beim Europäischen Gerichtshof sei als "schon errungene Trophäe dargestellt" worden, "und jetzt ist das nicht so". Außerdem stelle sich die Frage, ob die häufigen Ressortwechsel im Verkehrsministerium nicht dazu geführt haben, dass die österreichische Transit-Position nicht entsprechend in Stellung gebracht werden konnte. Fischer legte allerdings Wert darauf, differenzierte Kritik zu üben: Mit Kritik am Verhalten der österreichischen Delegation in Kopenhagen wolle er sich zurückhalten. Er sei nicht am Verhandlungstisch gesessen und er glaube, dass es dort "sehr schwer" gewesen sei. (APA)