Im Museumsquartier haben sie dann halt ein Gerüst aufgebaut, auf dem jeden Abend eine Leinwand hochgezogen wird. Damit die von der MQ-Direktion zur Bespielung der Punschiglulandschaft beauftragte Lichtinstallation nicht untergeht, weil die Direktion der Kunsthalle die Winterreithalle festlich-gleißend ausleuchtet. Ätschbätsch. Sandkiste. Kindergarten. Wien halt. Und weil sich auch ein Dritter ärgert, wenn zwei sinnlos streiten, sind wegen der schicken Leinwand jetzt jene MQ-Nutzer sauer, deren Plakate allabendlich hinter ebenjener verschwinden, anstatt dem Punschpublikum Lust auf Kunst zu machen.

M. allerdings meint, dass das doch nicht alles gewesen sein dürfe: Wenn schon Schrebergartenmentalität, dann ordentlich. Wenn schon rustikaler Eisstockschießbahn-Weihnachtskitsch, dann - bitte - auch ganz. Schreibt M. Und weil er sich nicht vorwerfen lassen will, bloß zu meckern und keine konstruktiven Vorschläge einzubringen, legt er ein paar seiner Ideen auch noch dazu: Was dem Museumsquartier fehle, um ihn so richtig in Weihnachtsstimmung zu versetzen, meint M., wären Turmbläser.

Die, fordert M., sollten allabendlich, eventuell alternierend, auf den Dächern der beiden Bunker Position beziehen und losschmettern. Vor allem auf “Es wird schon glei dumpa” habe er große Lust, schreibt M. Und weil er aber als moderner Mensch in einer modernen Stadt weiß, dass ein Ort wie das MQ Traditionelles stets mit einem innovativen, modernen und multikulturellen Touch präsentieren muss, weiß er, wie sich das MQ beim Turmblasen den Vorwurf des “bochn”-seins ersparen kann: “Am liebsten”, schreibt M., “wären mir Didgeridoobläser auf den Museumsdächern.”

Der Kunstgartenzwerg

Doch nicht nur weihnachtlich, auch in kultureller Hinsicht bewegt das Museumsquartier und das Zusammenleben seiner Bewohner mittlerweile die Phantasie von Menschen, die -­ Ms Mailadresse weist darauf hin - nicht eingetragene Mitglieder des Wiener Kunstklüngels sind. Den Geist des Quartiers transparent zu machen, hielte M. für eine der vornehmlichsten Aufgaben der Leitung der Kulturkaserne. Deshalb fordert er die Aufstellung eines großen - und zwar wirklich großen - Gartenzwerges mitten im Haupthof. Darüber, ob der Gnom eine Schubkarre oder eine Laterne halten soll, lässt er sich nicht aus - gegebenenfalls (etwa, wenn Wien irgendwem vorgaukeln will, eine nicht-kleinkarierte Stadt zu sein) könne man den Zwerg ja verhüllen. Dann würde er nämlich aussehen, als wäre er ein echter Cristo.

Neulich war ich mit A. - wieder mal - im MQ. Vom Fenster des Leopoldcafés beobachteten wir die urbanen Eisstockschützen im Kulturhof. Die Idee mit den Gartenzwergen fand A. bestechend. Allerdings schlägt sie (ohne an Ms Copyright kratzen zu wollen) vor, den Zwerg nicht im MQ, sondern vor dem Haupteingang zu platzieren. Und zwischen Volkstheater und Mariahilfer Straße, in den von so wunderschönen Schrebergartenpflanzen gesäumten Hundekackwiesen, einen großen Gartenzwergpark anzulegen. Vielleicht - dem Anspruch des MQ entsprechend - gleich den größten Europas. Weil man doch von außen wirklich nicht sieht, was sich alles hinter der so edlen wie undurchdringlichen Front des Kunstviertels alles verbirgt.

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