Zum letzten Mal darf Peter Huemer am Donnerstag in Ö1 "Im Gespräch" moderieren. Eine Dienstanweisung der Generaldirektorin fordert wie berichtet, Pensionisten nur noch äußerst restriktiv zu beschäftigen. Huemer ist 61 und seit Februar in Pension. Für den langjährigen "Club 2"-Leiter gilt nach Meinung der ORF-Chefs offenbar nicht, dass seine Mitarbeit "aus ganz speziellen Gründen unumgänglich" ist, wie es in der Anweisung heißt.

Huemer zum STANDARD: "Ich bin arbeitsfähig, und alle - von der Regierung angefangen - sagen ständig, wir sollen länger arbeiten. Ich mache etwas, was ich wahrscheinlich besser kann als viele andere."

Liegt es also alleine am Platz für Jüngere? Fühlt er sich nicht genehm, immerhin zählte er zu den Initiatoren von SOS Mitmensch und davor etwa der Mahnwache gegen Bundespräsident Kurt Waldheim? "Der ORF ist, wie wir wissen, entpolitisiert. Ich habe in 34 Jahren im ORF so viele Entpolitisierungen erlebt, ich habe mich über jede gefreut, und ich werde mich auch über die nächste und die übernächste freuen, denn die werde ich sicher noch erleben." Der einzig wirklich "große Schritt" in diese Richtung sei allerdings die Rundfunkreform von 1967 gewesen.

Rundfunkgesetze alleine machten es nicht aus, die sind "dehnbar wie ein Gummiband", wie die verschiedenen ORF-Chefs längst zeigten. Das bedeutet aber auch: Eigentlich ist es "wurscht", wenn ein neues Rundfunkgesetz mehr Niveau einfordert. "Es hängt von den Personen ab und mit welcher Energie sie dieses Gesetz mit Inhalt füllen. Wie weit sie alles erkennbar von sich weisen, was sie auch nur in den allergeringsten Verdacht von Außensteuerung bringen könnte."

Für die Autonomie des ORF war Gerd Bacher laut Huemer "schon eine Ausnahmeerscheinung, ein Schirm". Das galt auch für den "Club 2", obwohl Bacher weder Huemer noch diese Mutter moderner Diskussionsformate im deutschsprachigen Fernsehen gemocht habe. "Mit der großen Koalition 1986 hat der Druck zu wachsen begonnen", Ende 1987 wurde der auf den Eklat zusteuernde Huemer abgesetzt und wechselte zu Ö1.

Diesen Sender sieht er als "Cashcow" des ORF, er legitimiert die Rundfunkgebühren, ist jene "Institution, die voll und ganz den öffentlich-rechtlichen Auftrag symbolisiert".

Denkt er die Gebührenfrage "theoretisch zu Ende", kommt er zum Schluss: "Ein ORF, der streng öffentlich-rechtlich ist und über fast kein Publikum verfügt, hat eher seine Existenzberechtigung als ein ORF, den eine breite Zuschauermasse sieht, der aber seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag vollständig aufgegeben hat."

Deshalb ist Ö1 so wichtig, sagt er. Deshalb läuft aber die Dienstanweisung für den "absoluten Prototyp eines öffentlich-rechtlichen Journalisten" auch "de facto auf ein Arbeitsverbot" in heimischen elektronischen Medien hinaus.

Bei Privaten, die einst mit Formaten wie dem "Heißen Stuhl" "illegitime Kinder" des "Club 2" in die "Senkgrube des Zynismus" setzten, sieht er keinen Platz für sich. Kommerzielle Konkurrenz habe die Medienlandschaft kaum bereichert, aber bewirkt, "dass die öffentlich-rechtlichen Sender ein bisschen oberflächlicher, ein bisschen knalliger und ein bisschen dümmer geworden sind". (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 19.12.2002)