Linz - Alle reden von Reformkoalition - aber was man darunter verstehen will, ist jeweils etwas anderes. Der STANDARD ließ im Dezember 400 repräsentativ ausgewählten Österreichern mögliche Reformbereiche vorlegen und sie bewerten, ob eine schwarz-blaue, schwarz-rote oder schwarz-grüne Regierungspartnerschaft im jeweiligen Politikfeld eher mehr oder eher weniger zustande bringen würde. Der Vergleich der drei Umfragewellen zeigt: Schwarz-Blau wird zugetraut, den bisher eingeschlagenen Weg mehr oder weniger gut fortzusetzen - eine Reduzierung der Arbeitslosigkeit dagegen erwartet man von so einer Regierung nicht.

"Die Arbeitsmarktpolitik wird aber derzeit als besonders wichtiges Anliegen gesehen", kommentiert market-Chef Werner Beutelmeyer die links stehende Tabelle: "Die Österreicher ordnen da noch am ehesten der Sozialdemokratie Kompetenzen zu - und daher würden in Sachen Arbeitslosigkeit einer schwarz-roten Regierung am ehesten Lösungen zugetraut. Aber auch da muss man näher hinsehen: Es sind vor allem bekennende Sozialdemokraten und etwas weniger ÖVP-Anhänger, die an die Möglichkeiten einer politischen Steuerung des Arbeitsmarktes glauben. Eine Mehrheit geht aber davon aus, dass Politik, in welcher Farbkonstellation auch immer, keine Arbeitsplätze schaffen kann."

Es sind übrigens besonders die jüngeren Befragten, die Schwarz-Blau zutrauen, überhaupt politisch etwas zu bewegen - die älteren Befragten zweifeln in den meisten Politikfeldern an der Reformfähigkeit einer ÖVP-FPÖ-Regierung.

Die Pensionssicherung, einer der zentralen Punkte in den Regierungsverhandlungen, wird noch am ehesten einer schwarz-roten Regierung zugetraut. Auch hier zeigt sich, dass jüngere Befragte eher dem schwarz-blauen Kurs der letzten Jahre trauen als einer ÖVP-SPÖ-Bundesregierung. Ältere Befragte würden ihre Alterssicherung eher einer großen Koalition anvertrauen.

Besonders hoch sind die Erwartungen an einen schwarz-blauen Bürokratieabbau (ein wesentliches Thema der bisherigen freiheitlichen Regierungsmannschaft), getragen wird er vor allem von deklarierten ÖVP-Wählern. Einer schwarz-grünen Regierung traut man vor allem Umweltpolitik zu. (DER STANDARD, Printausgabe, 30.12.2002)