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Montage/Foto:Archiv

Lech/Sölden/Neustift - Mit ungewöhnlichen Marketingmethoden beginnt am Arlberg ein neues Werbezeitalter. Die Zeiten, als die Top-Skiorte Lech und Zürs gekrönte Häupter für sich werben ließen, sind vorbei. Urs Kamber, Tourismusdirektor von Lech-Zürs, hat das "Guerillamarketing" für die Nobelskiorte entdeckt. Nach der erfolgreichen "Powder-Warnung" per SMS - Handyfonierer bekommen die neuesten Schneenachrichten in die Box - folgte mit Saisonbeginn der nächste Streich.

"Dort auftauchen, wo man uns nicht vermutet", heißt die Strategie. Zum Beispiel drüben bei den Tiroler Nachbarn. Die staunten nicht schlecht, als die Lecher mit Flugzeugtransparenten und mobilen Plakatwänden an Staustrecken für ihre Skigebiet warben. Im Stubaital und Sölden versprachen sie "mehr Raum, mehr Zeit" oben am Arlberg.

Marko Peter, Geschäftsführer des Söldner Tourismusverbandes, erinnert sich, die werbliche Attacke belächelt zu haben, weiß aber auch von manchen im Ort, die sich darüber ärgerten. Gestärkt von der fünften Topsaison in Folge leistet sich Peter gegenüber den Lechern Großzügigkeit: "Wenn die das nötig haben, dann sollen sie es tun."

"Nicht sehr erfreut" war man über die werbliche Präsenz von Lech und Zürs an der Zufahrtsstraße zum Stubaier Gletscher im Tourismusbüro in Neustift. "Von uns würde niemand auf so eine Idee kommen", meint Geschäftsführerin Gertrud Santeler. Die Lecher hätten sich auch dafür entschuldigt.

Im Revier des Konkurrenten zu wildern kommt jedoch inzwischen auch tirolintern vor. Ein Flugzeug mit der Botschaft der Axamer Lizum - "beste Schneeverhältnisse" - wurde bereits mehrfach über dem nahen (und tiefer liegenden Seefeld) gesichtet. Martin Simon, der für das Marketing der Axamer Lizum verantwortlich ist, bestreitet nicht das Faktum, aber die Absicht: "Unser Werbeziele sind München und Innsbruck", und Seefeld liege halt auf der Route am Rückflug von München. Sein Seefelder Pendant Markus Tschoner bezweifelt solche Zufälle: "Verbieten können wir es nicht, aber wo bleibt der Anstand?"

"Ja, jede Werbung ist Provokation", räumt der Lecher Urs Kamber ein. In Zeiten härtester Konkurrenz mache noble Zurückhaltung wenig Sinn: "Was nützt uns das schönste Skigebiet, wenn keiner weiß, was wir bieten." Die nächste Lecher Aktion ist in Großstädten geplant: "Eine eher stille Überraschung." (jub, hs, DER STANDARD Printausgabe 10.1.2003))