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Graz - Abenddämmerung in Graz: Aus dem tiefblauen Himmel fliegt zwischen Schneeflocken eine Frau im Superwoman-Kostüm mit erhobenen Armen auf die neue Kulturhauptstadt Europas zu. Sie schwebt gemeinsam mit anderen Fähnchen der verschiedenen Schwerpunkte von Graz 2003 im Kabelnetz der Straßenbeleuchtung. Hinter der verwegenen Comicfigur Superwoman, mit der die Künstlerinnen Veronika Dreier und Eva Ursprung Graz schon 1988 zum "Intergalaktischen Zentrum für Superfrauen" ausriefen, verbirgt sich Woment!, eines der facettenreichsten und spannendsten Projekte des Jahres.

Acht Frauenorganisationen erarbeiteten für Woment! - eine Wortschöpfung, die sich aus den englischen Worten für Frau und Bewegung, also Woman und Movement, zusammensetzt - zehn Projekte, die sich mit der Geschichte, Kunst und Politik Grazer Frauen auseinander setzen.

Nachhaltige Spuren

Das gemeinsame Ziel sei, erklärt Projektleiterin Bettina Behr, "das Sichtbarmachen der Spuren, die Frauen in der Geschichte dieser Stadt hinterlassen haben". Denn obwohl Graz einige große Töchter, wie etwa die Fotografin Inge Morath, die NS-Widerstandskämpferin Maria Cäsar, die Schauspielerin und Schriftstellerin Mela Hartwig oder die Architektin Herta Frauneder-Rottleuthner, hervorbrachte, erinnern an diese Frauen weder Denkmäler noch Straßennamen. Letztere wurden in der Regel nach Männern und Tieren benannt.

Die Aktion 20+03 Orte soll eine Würdigung von bekannten und auch vielen unbekannten Frauen, wie etwa jener, die bei einem feministischen Aufstand 1920 ermordet wurde, permanent im Grazer Stadtbild verankern. Ende Februar, noch bevor Woment! rund um den internationalen Frauentag am 8. März offiziell startet, werden 23 Würdigungstafeln der Künstlerin Sabina Hörtner im öffentlichen Raum installiert werden. Die Texte auf den Emailtafeln wurden von der Autorin Eva Rossmann verfasst.

Damen-Bicycle-Club

Eine Würdigung der lustvollen Art wird das "Restaurant à la Katharina Prato", das am 7. März in der Sackstraße 29 eröffnet wird und - vorerst bis Dezember - die üppigen Gerichte einer Bestsellerautorin des 19. Jahrhunderts anbieten wird. Die 1897 verstorbene Katharina Prato, von der die Redewendung "Man nehme . . ." stammt, veröffentlichte 1858 ein legendäres Kochbuch, das bis heute das auflagenstärkste Buch des Styria Verlags ist.

Wer nach einem Besuch im Prato-Restaurant den Wunsch nach körperlicher Bewegung verspürt, kann sich auf einen "Frauenstadtspaziergang" oder sogar auf eine Radrundfahrt begeben. Auf den Spuren des 1893 als emanzipatorischer Akt gegründeten, damals höchst unkonventionellen Grazer Damen-Bicycle-Clubs kann man die feministische Geschichte und Gegenwart der Stadt - im wahrsten Sinne - erfahren.

Am Donnerstag wurde der Woment!-Infopoint im Café Palaver in der Griesgasse 8 eröffnet. Dort erfährt man jeden Montag von 12 bis 17 Uhr sowie von Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr Details. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe 11./12.01.2003)