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Frankfurt - Die Internationale Buchmesse prüft, ob sie bleibt, wo sie ist. Und wird dafür beschimpft: Den Vorwurf, er wolle mit der Diskussion über eine Verlegung nur die Stadt Frankfurt und ihre Hoteliers unter Druck setzen, wies der Direktor der Frankfurter Buchmesse zurück. Laut Volker Neumann gebe es neben steigenden Mieten für Messestände und für kleinere Verleger unerschwinglich gewordenen Hotelkosten noch andere Gründe, die für einen Umzug nach München sprächen.

"Die Buchmesse gehört in die Stadt der Weisheit und nicht in die Stadt der Weißwurst", echauffierte sich darob Hessens Ministerpräsident Roland Koch. Für den früheren Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann wäre ein Umzug der "größte kulturelle GAU, der in Frankfurt seit dem Krieg passiert ist". Und auch die Oberbürgermeisterin Petra Roth will die Buchmesse halten.

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels als Organisator erklärte dennoch, dass er mit der Messe Frankfurt die Bedingungen neu ausverhandeln werde, auch Kontakte zur Messe München aufgenommen habe: Etliche große Hotels in München hätten der Buchmesse schriftlich einen Rabatt von 25 Prozent zugesagt. Und das, obwohl München im Gegensatz zu Frankfurt die Hotelpreise während der Messen nicht anhebe. Weiters seien die Räumlichkeiten des Messe Frankfurt nicht mehr zeitgemäß, eine Renovierung jedoch würde die Buchmesse über Jahre hinaus zu einer Baustelle machen. Und schließlich seien bereits alle großen deutschen Verlage in München ansässig.

Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nannte eine Verlegung der Buchmesse von Frankfurt nach München dennoch "leichtfertig und falsch", auch etliche Verlage meldeten ihre Bedenken an: Frankfurt sei zwar der wichtigste Branchentreff der Welt, aber die Buchmessen in London und New York warteten nur darauf, dem Branchenführer den Rang abzulaufen. Vergangenes Jahr haben mehr als 6000 Verlage aus 110 Ländern 265.000 Besucher nach Frankfurt gelockt. (fei, DER STANDARD, Printausgabe vom 20.1.2003))