Es sollte eigentlich nur ein besonderer Gag sein. Besucher, die die Seite des Kandidaten um die US-Präsidentschaft, Al Gore , anklicken, können sich von dort ein kleines Programm herunterladen. Wann immer die Surfer dem Kandidaten einen weiteren virtuellen Besuch abstatten, verwandelt sich fortan der Cursor in ein Gore-Logo. Peinlich, peinlich: Die Software, die dieses Gimmick ermöglicht, kann auch das Surf-Verhalten des PC-Nutzers ausspionieren. Die Betreiber der Gore-Site bemühen sich um Schadensbegrenzung. Das allerdings dürfte schwierig werden, denn ausgerechnet in dieser Woche wollen die politischen Kandidaten in den USA eine Art Ehrenkodex für den Internet-Wahlkampf aufstellen. Das Ausspionieren von Besuchern ist nach diesem Kodex sicherlich nicht besonders ehrenhaft. Vorsatz? Allerdings scheint das Gore-Team nicht mit Vorsatz ans Werk gegangen zu sein. Die Web-Designer bezogen die Cursor-Software samt ihrer unangenehmen Begleiteigenschaften von einer Firma namens Comet. Die wiederum lieferte das Zeigegerät nach eigenen Angaben bereits an zahlreiche grosse Companies. 15 Millionen User verfügen demnach bereits über einen Morph-Cursor. Die Tracking-Funktion sei lediglich dazu gedacht, den Web-Betreibern statistische Informationen über ihre Site-Besucher an die Hand zu geben. Nach den Worten von Comet- Sprecher Ben Austin hat die Firma selbst die Daten bisher nie ausgenutzt. Das werden auch Al Gore und sein Team tunlichst vermeiden. Kaum wurde die Kritik an dem Wundercursor lauter, verschwand das Feature von der Seite des Kandidaten und der Mauszeiger sieht wieder aus wie ein Mauszeiger. (oejc/pc-magazin)