Der idyllische Ort Gargellen

Bessere Bodenhaftung gewinnen lernwillige beim Ski! Training im "Schulhüsle"

ski! Training Montafon

... und auf den Montafoner Schihängen

ski! Training Montafon

"Skifahren ist wie der kontrollierte Fall in den Raum", erklärt der Tänzer und Bewegungspädagoge Michael Widmer-Willam seinen staunenden Schülerinnen und Schülern. Die kennen eher den unkontrollierten, schmerzhaften Sturz. Der kann verhindert werden. Vorausgesetzt, man ist bereit, das Wechselspiel zwischen Bodenhaftung und Abheben zu erlernen.

Der Skikurs beginnt dort, wo früher, als Kleingemeinden noch eigene Schulen hatten, die Kinder von Gargellen die Kulturtechniken erlernten: im "Schulhüsle". Das gemütliche Klassenzimmer mit Blick auf das 110-Menschen-Dorf ist nun Trainingsraum. Wer Skigymnastik oder gar Zirkeltraining befürchtet, wird angenehm überrascht. Auf dem Stundenplan steht sanfte, aber intensive Körpererfahrung mit Übungen nach den Prinzipien von Body-Mind-Centering, Feldenkrais und Alexander-Technik. Was für viele zu Beginn fremd und sehr akademisch klingt, wird bald verständlich. Es geht um ganz einfache und damit sehr schwierige Dinge: Bodenhaftung gewinnen, sich fallen lassen, die eigene Mitte finden.

"Tanz mit der Schwerkraft"

Über verschneite Hänge zu gleiten sei wie "ein Tanz mit der Schwerkraft und mit dem Gelände", umschreibt der Tanz-Skilehrer das optimale Fahrgefühl. Damit die Leichtigkeit auf zwei Brettln kein Traum bleibt, hat der 33-jährige Künstler seine Erfahrungen in das Trainingspaket "Ski!" gepackt.

Umgesetzt wird es von einer kleinen Company geprüfter BewegungsexpertInnen. "Ein Stück alpine Bewegungskultur" möchten sie mit dem Skiprogramm in Kleingruppen vermitteln und eine Erkenntnis, die den Skiurlaub überdauert: Wer Kopf und Körper in Einklang bringt, gewinnt Freude an der Bewegung, Sicherheit und Fahrkönnen. So wird am Vormittag auf dem Trockenen geübt, was am Nachmittag das Skifahren zum Ski-Erlebnis machen wird. Sechs Stunden täglich widmen sich die Skischüler der Balance im Trockenen und auf der Piste. Training im Schulhüsle und auf den Schafberghängen wechseln mit freiem Fahren.

Jeder Tag steht unter einem bestimmten Thema - wie der Kunst des Kantens oder der Leichtigkeit des Schwingens - und endet zur Entspannung im Schulhüsle. Muskeln, die sanft gelockert werden, rächen sich am nächsten Tag nicht mit einem Kater. Das Skiprogramm, vom Vorarlberger Tourismus-Verband mit einem Innovationspreis für nachhaltige Tourismusentwicklung bedacht, eignet sich für Skifahrende aller Stufen. Menschen, die nach langer Pistenabsenz oder nach Verletzungen wieder Sicherheit gewinnen möchten, trainieren mit einer Physiotherapeutin. Wer Yoga mag, wird mit einem speziellen Programm Ski & Yoga bedient. Loipenfreunde erlernen fließende Bewegungen nach Feldenkrais, Tourengeher erfahren durch Atemtechniken, wie der Anstieg noch mehr Freude machen kann.

Der letzte der sechs Skitage ist frei für Experimente wie die Erkundung des Tourengebiets rund um die fast 3000 Meter hohe Madrisa. Mit Führern der Ski- und Snowboardschule Gargellen lassen sich Abstecher in die nahe Schweiz, nach Klosters machen. Wer im Montafon bleiben will, kann sichergehen: Andi Lippitsch und die Gargellener Skilehrer haben für jeden "e ganz geheeme Abfahrt" im Rucksack. (Jutta Berger, DER STANDARD/rondo/24/01/03)