"Lady Muckraker" (Miststierlerin) wurde sie nicht gerade charmant von US-Präsident Theodore Roosevelt genannt, dem die enthüllenden Storys des Magazins "McClure’s" ein Dorn im Auge waren. Ida Minerva Tarbell war nicht nur eine Aufdeckerin politisch brisanter Geschichten, sie war auch eine der Erfolgreichsten. Und sie war eine Frau. Eine Verbindung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als skandalös gegolten hat.

 

Geboren am 5. November 1857 wuchs sie auf einer Farm in Erie Country / Pennsylvania auf, einer Gegend, in der die Ölindustrie florierte. Auch ihr Vater war insofern daran beteiligt, als er einen lukrativen Handel mit Ölfässern aus Holz betrieb. So konnte sie hautnah erleben, wie John D. Rockefeller die kleinen Ölförderfirmen, die ihr Vater beliefert hatte, abwürgte, schreibt Luise F. Pusch im "Berühmte Frauen-Kalender 2007".

"The History of Standard Oil"

 

Viele Jahre später wird sie in ihrem Hauptwerk "The History of Standard Oil", erschienen 1904, darüber berichten, wie Rockefeller seit den 1870er-Jahren diesen Ölkonzern unter Umgehung der Anti-Trust-Gesetze zu einer verschlingenden Monopolgesellschaft geführt hatte. In der Folge werden ihre Enthüllungen zur Auflösung der Standard Oil führen.

 

Ihre Karriere bahnte sich bereits Anfang der 90er-Jahre des 19. Jahrhunderts an, als sie nach ihrem Studium der Geschichte und Naturwissenschaften in Meadville an die Pariser Sorbonne wechselte und ihr Brot als Redakteuerin für verschiedene Zeitungen verdiente. Dabei machte sie mit Samuel McClure Bekanntschaft, der an der Planung des McClure’s-Magazin arbeitete, das Korruptionen in Politik und Wirtschaft aufdecken sollte. Ein "Magazin mit Gewissen" wollte er machen und das gefiel Ida Minerva Tarbell auf Anhieb.

 

Nach einer Reihe von Publikationen über Napoleon und Lincoln veröffentlichte sie zwischen 1902 und 1904 in neunzehn Folgen "The History of Standard Oil", was 1911 zur Auflösung des Kartells führte.

 

Ida Minerva Tarbell starb am 6. Jänner 1944 in Bridgeport / Connecticut. (red)