Charlotte Perriand 1903 - 1999

"Von dem, was der Mensch schafft, bleibt nicht das, was nützlich ist, sondern was bewegt und erregt". Diesem Zitat von Le Corbusier aus dem Jahr 1939 wäre noch hinzuzufügen, dass bei einem weiblichen Menschen auch das Bewegende und Aufsehen Erregende seines Schaffens nicht unwillkürlich in die Geschichte eingeht. Denn im Vergleich zu Le Corbusier, einer der Wegbereiter der modernen Architektur und des Möbeldesigns schlechthin, dessen Funktionalismus in der oft zitierten "Wohnmaschine" auch noch vierzig Jahre nach seinem Tod allen, auch den weniger Kunstversierten, ein Begriff ist, nimmt sich die Bekanntheit von Charlotte Perriand dagegen ganz und gar nicht famos aus. Und dies obwohl die Französin, ebenfalls studierte Architektin und Designerin, zehn Jahre hindurch, zwischen 1927 und 1937, Atelierleiterin von Le Corbusier war. Ironischerweise zeichnet Perriand genau in jener Zeitspanne, in welcher derselbe speziell mit seinem Wohndesign Weltruhm erlangt hat, für eine Reihe von Ideen.

Dass Charlotte Perriand nicht nur als Co-Designerin und -Autorin, sondern ebenso als eigenständige Künstlerin dem Vergessen anheim gefallen ist, zeigt sich schon sehr deutlich daran, dass über ihr Leben und Schaffen so gut wie nichts überliefert worden ist.

Skizzen einer Biografie

Charlotte Perriand wurde am 25. November 1903 in Paris geboren. Von 1920 bis 1925 studierte sie beim Designer Henri Rapin an der Ecole Centrale des Arts Décoratifs in Paris und besuchte Kunstkurse von Paul Follot und Maurice Dufrène. Angeblich bewegten sie die Bücher von Le Corbusier "Vers une architecture" (1923) und "L'Art décoratif d'aujourd'hui" (1925) einem dem "Maschinen-Zeitalter" entsprechenden Stil zu finden. 1927 wurde sie von Le Corbusier und seinem Cousin Pierre Jeanneret als Mitarbeiterin des Möbelateliers aufgenommen, wo sie bis 1937 blieb. In dieser Zeit hatte sie maßgeblichen Anteil an verschiedenen Möbelentwürfen, bzw. setzte ihre Ideen alleine um.

1940/41 war Perriand auf Einladung der japanischen Regierung als Kunstgewerbeberaterin in Tokio tätig. 1946 kehrte sie nach Frankreich zurück und arbeitete mit Jean Prouve bei der Herstellung von seriellen Blechmöbeln zusammen. Ab 1978 betreute sie die Überarbeitung der Le Corbusier-Möbel, die von Cassina in Serie produziert wurden. Mitte der 80er-Jahre war sie Juryvorsitzende des internationalen Büromöbel-Wettbewerbs des französischen Kulturministeriums. Charlotte Perriand starb 1999 in Paris. (dabu)